Bericht Gruppentreffen RG Mittel-Südsachsen am 15. Januar und 7. Mai 2019

Immer wieder bin ich von der Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Wertschätzung begeistert, die uns in der Volkssolidarität Dresden e.V., besonders von Frau M.R., entgegengebracht wird. Ich freue mich jedes Mal aufs Neue, auch wenn es eine sehr weite Anreise für mich ist, hier die Gruppe abzuhalten. Pünktlich kamen die Teilnehmer und wollten Antworten auf ihre Fragen. Ohne dass wir eine lange Vorlaufzeit brauchten, waren wir auch schon mitten im Thema.

„Bei mir wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, ich wurde anschließend operiert und jetzt kriege ich Chemo. Mir geht es seither immer schlechter, und ich habe kaum Kraft, meinen Tagesablauf zu bewältigen.“

Diese Aussagen sind für mich nichts Neues, und sie begegnen mir in fast allen Gruppen. Bevor ich irgendetwas dazu sagen konnte, kam schon die nächste Frage: „Was mache ich mit meinem Diabetes? Meine Werte gehen bis zu 500 und das macht mir richtig Angst.“

Es wurden immer mehr verschiedene Fragen gestellt zu Themen, die die Bauchspeicheldrüse,  die Diagnose, Operationen, Tumorarten, Ernährung, Enzyme, Diabetes, Chemotherapien, Nebenwirkungen, Medikamente und Folgeerkrankungen betreffen.

Damit ich mir einen Überblick verschaffen konnte, sammelte ich alle Fragen und teilte sie in verschiedene Kategorien ein. Zuerst nahmen wir uns die akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung vor und gingen dann weiter zu den Tumoren.

Gewichtsverlust, Ernährung, Durchfälle, Enzyme folgten und beanspruchten viel Zeit des Gruppentreffens. Diabetes, Chemo, Nebenwirkungen und Schwerbehinderung mussten ebenfalls noch behandelt werden.

Gott sei Dank habe ich mir im Laufe der langen Jahre meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Bereich der Gruppenarbeit viel Erfahrung und Wissen aneignen können, sodass ich auf die meisten Fragen eine Antwort geben konnte.

Ich versuchte, alle Fragen und Probleme ausreichend zu behandeln und ging auf die jeweilige individuelle Situation eines jeden ein.

Immer wieder fragte ich nach, ob alles verstanden wird, ob ich es deutlich genug erkläre und ob es noch irgendetwas gibt, was wir unbedingt besprechen sollten oder müssten. „Nein“, war die Antwort, „wir sind von der Fülle der Fragen und Antworten überrascht und körperlich und seelisch am Ende.“

„Woher nimmst Du das ganze Wissen? Woher kennst Du die Fachbegriffe? Woher nimmst Du die Energie?“, fragte ein Teilnehmer kopfschüttelnd.

Meine Antwort kam schnell und überraschte alle: „Ich lerne von jedem von Euch und von Euren Erfahrungen, Schilderungen, Begegnungen, Behandlungen usw.“

Wie im Flug verging die Zeit, und wir mussten langsam zum Ende kommen, um meinen Flieger pünktlich zu erreichen.

Nach einem kurzen Feedback von allen Teilnehmern endete die Gruppe mit vielen positiven Rückmeldungen.

Danach wurde ich von H., der danach schaut, dass jeder weiß, dass die Gruppe stattfindet und auch kommt, an die S-Bahn geleitet und verabschiedet. So gegen 22:30 war ich schließlich zu Hause.

 

Das 2. Treffen am 07.05.2019

Pünktlich um 14:30 Uhr eröffnete ich die Gruppe in gewohnter Weise. Zuvor wurde ich sehr nett und liebevoll von Frau R. mit den Worten empfangen: „Schön, dass Sie wieder da sind!“. Sie ging in die Küche und kam kurze Zeit später mit Kaffee und Kuchen zurück. „Schauen Sie, ich habe extra für Sie Eierschecke bestellt, das ist eine Spezialität hier in Dresden.“ Dann ging sie lächelnd aus dem Raum und wir begannen mit der Gruppenarbeit.

Als wir mitten im Gespräch waren, kam unsere K. und meinte: „Ich habe mich etwas verspätet, aber ich bin da!“

Ich berichtete von unserem Ärzte- und Patiententag in Ludwigsburg und darüber, was uns dort Neues aus der Medizin vorgestellt wurde.

Dann teilte ich der Gruppe mit, dass Herr Professor Mees sich für heute angekündigt hat, um sich vorzustellen. „Ach was, so etwas hatten wir ja noch nie!“, meinte einer der Teilnehmer.

„Was liegt an? Wer möchte mit den Fragen beginnen?“

Sofort meldete sich unsere K. und fing an zu erzählen. Bevor sie so richtig loslegen konnte, sagte ich: „Du siehst heute aber viel besser aus als das letzte Mal, geht es Dir heute besser?“

„Ja, aber ich habe nach wie vor unwahrscheinliche Angst, dass ich Krebs bekomme. Ich weiß nicht, soll ich mich mit einem IPMN operieren lassen oder soll ich einfach nur warten?“

Ganz behutsam erklärte ich, was ein IPMN ist und wann man dringend operieren sollte.

„Nein, mein IPMN sitzt im Seitengang und ich weiß auch, dass man ihn engmaschig überwachen sollte. Aber ich habe fürchterliche Angst, die mich kaum noch schlafen lässt.“

Bevor ich richtig antworten konnte, klopfte es an der Tür und Herr Professor Mees trat ein.

Wir hießen ihn in unserer Gruppe herzlich willkommen, boten ihm Kaffee und Kuchen an, dann übergab ich das Wort an ihn.

Er dankte mir und der Gruppe, dass er heute hier sein kann, um einen persönlichen Einblick in unsere Gruppe und der Arbeit zu bekommen. Kurz stellte er sich vor und erzählte von seiner Heimat, seine Eltern und wie er nach Dresden kam. Sehr genau schilderte er uns seinen beruflichen Werdegang.

„Dürfen wir jetzt unsere Fragen an Sie loswerden?“

„Ja, deswegen bin ich ja hier.“

Es prasselten regelrecht Fragen auf ihn ein wie z. B.: Welche Risiken haben Bauchspeicheldrüsen-Operationen? Soll ich mich bei der Diagnose IPMN operieren lassen? Wie lange kann es dauern, bis ein IPMN bösartig werden kann? Was ist eine EUS? Sind die Bildgebenden Maßnahmen ausreichend und können sie eindeutig zeigen, ob es sich um eine Entzündung oder Krebs handelt?

Ruhig, sachlich und sehr verständlich erklärte er uns, wie eine Operation durchgeführt wird, und welche Vorteile und Risiken sie hat. So sagte er auch zu unserer K.: „Ja, ich kann Ihre Angst verstehen und diese muss man auch sehr ernst nehmen. Und doch sollte man in Ruhe überlegen, was man in Ihrem Fall tun kann. Eine Operation an der Bauchspeicheldrüse ist kein kleiner Eingriff und sollte gut überlegt sein.“

Wir alle hatten den Eindruck, hier sitzt ein Mann aus unseren Reihen. Wir hatten nicht eine Minute das Gefühl, dass wir es mit einem Professor zu tun hatten. Ganz unkompliziert und menschlich kam uns diese Begegnung vor.

Nun hatten wir an diesem Tag leider viele Betroffene, die sich aus den verschiedensten Gründen abgemeldet hatten, und wir deshalb nur zu siebt waren. „Schade, dass wir heute nur so wenig sind, aber das macht überhaupt nichts, denn so konnten wir im kleinen Kreis alles Wichtige besprechen. Mir hat die Gruppe sehr gut gefallen, so habe ich sie mir nicht vorgestellt“, waren die Worte von Herrn Professor Mees.

Man sah und spürte, dass er sich in der Gruppe wohlfühlte und gerne hier war. Ich denke, aus diesem Grund ist er auch so lange geblieben.

Zweieinhalb Stunden gehen schnell vorbei, wir waren wir am Schluss angelangt, und ich musste die Gruppe zu Ende bringen.

„Ach, Katharina, können wir uns nicht öfters sehen, bis zur nächsten Gruppe ist es immer sehr lang.“ „Mal schauen, was wir machen können….“

Ich wünschte allen einen guten Nachhauseweg und eine stabile Gesundheit bis zum nächsten Mal.

Dann räumten wir noch das Geschirr weg und den Gruppenraum auf. Gemeinsam begaben wir uns auf den Heimweg. H. begleitete mich wieder zur S-Bahn. Dann ging es geradewegs zum Flughafen. Endlich zu Hause war ich gegen 22:30 Uhr.

Ein schöner, interessanter und anstrengender Tag ging zu Ende.

Katharina Stang