Jubiläum Ansprache Prof. Dr. med. Stefan Riedl M. Sc

Ansprache 20 Jahre Gruppenleitung Fr. Stang

 

Sehr geehrte Frau Stang,

sehr geehrte Mitglieder und Sympathisanten des TEB,

sehr geehrte Damen und Herren,

als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des TEB gratuliere ich Frau Stang zu Ihrem 20… . Ich gratuliere auch als Chefarzt der Allgemeinchirurgischen Klinik der Alb-Fils-Kliniken Göppingen, die ein DKG-zertifiziertes Pankreaszentrum betreibt und ich gratuliere auch ganz persönlich als Arzt und Mensch.

Kennengelernt habe ich Frau Stang 2005 in Göppingen, als ich als frischernannter Chefarzt ein Umfeld für unsere Pankreaspatienten aufbauen wollte. Meine Einladung hat Frau Stang damals angenommen, um mich und die Klinik auf Herz und Nieren zu prüfen, ob wir ihre Qualitätskriterien zu einer Zusammenarbeit überhaupt erfüllen. Wir haben bestanden und das hat zur Einrichtung der Regionalgruppe Lauter/Fils mit Herrn Kistenfeger als stellvertretendem Gruppenleiter geführt.

Unsere Medizin wandelt sich in einer sich selbst verändernden Zeit. In den letzten 20 Jahren ist es gelungen, die Chirurgie des Pankreas sicherer zu machen. Sichere Operationsmethoden in der Hand spezialisierter Ärzte an spezialisierten Kliniken haben dazu geführt, dass Pankreasoperationen von ihrem Schrecken verloren haben. Auch heute ist Pankreaschirurgie noch gefährlich – aber es versterben nicht mehr Patienten daran, als an anderen großen Operationen. Die Zentralisierung dieser Eingriffe an bestimmten Kliniken unter dem Druck gesetzlicher Mindestmengen hat dazu beigetragen.

Trotzdem sind Pankreaserkrankungen, vor allem aber das Pankreaskarzinom, Erkrankungen mit hoher biologischer Aggressivität. Unter den Todesursachen durch Tumorerkrankungen steht das Pankreaskarzinom an 3. Stelle. Die zunehmende Einbettung der operativen Therapie in begleitende Chemo- und Antikörpertherapien haben die Belastungen für die Patienten erhöht und unsere Behandlungsergebnisse verbessert, aber immer noch nicht die Wirkung erbracht, die wir uns für unsere Patienten wünschen. Der Umstand, dass immer noch viele Patienten kurz nach Erkrankungsbeginn sterben und viele ehemalige Patienten Zeit ihres Lebens von ihrer Erkrankung gezeichnet sind, führt dazu, dass diese Patienten letztendlich keine politische Lobby haben. Sie sind einfach nicht stark genug. Spezialisierung ist wichtig und wirksam, sie entfernt aber auch den Arzt vom Patienten. Unsere Kliniken werden unter dem wirtschaftlichen Druck unter dem sie stehen, immer mehr zu Fabriken. Hohe Fallzahl und kurze Liegedauer sind die Schlagwörter der Geschäftsführer, die in der strategischen Ausrichtung einer Klinik heute weit mehr zu sagen haben als Ärzte. Aber auch beim Hausarzt werden Pankreaspatienten im Gesamtbudget gesehen und meistens so behandelt.

Nicht nur die Medizin wandelt sich. Auch das soziale Umfeld hat sich verändert. Die Menschen sind mobil und das verändert die Familien. Die waren früher Rückzugsmöglichkeit und Auffangnetz für Kranke und Alte. Heute lebt der Sohn in Berlin, die Tochter im Ausland. Immer mehr müssen Pflegeinstitutionen einspringen, um eine soziale Sicherung zu bieten.

Und da gibt es den TEB, Anlaufstation für Patienten mit Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Patienten finden hier Menschen, denen es ähnlich ergangen ist, kompetenten Rat in einem komplexen medizinischen Umfeld und sie finden Verständnis und Begleitung auf einem völlig neuen Lebensweg, den sich nicht betroffene Menschen häufig so nicht vorstellen können.

Ich durfte seither die Entwicklung des TEB verfolgen. Und ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass sich der TEB zu einer Organisation entwickelt, die deutschlandweit aktiv ist und auch über die Grenzen unseres Landes hinausblickt.

Ich habe verfolgt, wie sich der TEB unter der Führung von Frau Stang im Haifischbecken der etablierten Selbsthilfegruppen bewähren musste. Da ging es nicht nur um Leistung und Anerkennung, sondern auch um Förderung und finanzielle Unterstützung durch Krankenkassen und öffentliche Institutionen. Und ich durfte den Weg von einer regionalen Selbsthilfegruppe verfolgen, die nun in ganz Deutschland vertreten ist.

Diese Entwicklung wäre nicht möglich gewesen, ohne Katharina Stang

  • Eine Frau, die sich selbst als Patient geoutet hat und die ihre damaligen Erfahrungen als Grundlage für ihr Tun und Handeln betrachtet.
  • Eine Frau, die sich für Pankreaserkrankte einsetzt, wie ich es selten erlebt habe. Es braucht viel Kraft, Patienten zu begleiten, wenn man selbst vielleicht noch besser als der Patient weiß, dass seine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse seinen weiteren Lebensweg bestimmen und zu dessen Tod führen wird.
  • Eine Frau, die von sich aber auch allen Anderen, und da schließe ich die behandelnden Ärzte ein, das Beste für den Patienten fordert
  • Eine Frau, die auch weiß dass auch das Beste seine Limits hat und diese Limits auch für alle gelten, die sich um Patienten mit Pankreaserkrankungen kümmern – und das gilt auch für Ärzte

 

Wenn Sie sich das Bild, das ich von Katharina Stang bisher gezeichnet habe so ansehen, ist das schon ganz toll – aber noch nicht vollständig.

Katharina Stang hat etwas, was viele nicht haben:

  • Den unheimlichen Willen etwas zu bewegen und eine unheimliche Energie dazu.
  • Sie hat eine bewundernswerte Familie, die diesen Drang einfach aushalten muss und ihr dabei beisteht und selbst viel dazu beiträgt.
  • Sie kann Menschen überzeugen und bewegen wie kaum sonst jemand, das zeigen alle die in diesem Saal sitzen und die wissen dass da draussen noch viele andere sind.
  • Sie ist visionär und überraschend so daß ich sie für diese Gabe nur bewundern kann. Sie hat sich dabei über so viele Berge und Grenzen hinweggesetzt, wie man es vor 20 Jahren nicht für möglich gehalten hätte.

Und das wünsche ich Ihnen für die Zukunft:

  • Ihnen Persönlich wünsche ich Gesundheit und dass Sie das was sie sich aufladen – und niemand weiss wahrscheinlich, was da noch kommt – tragen können.
  • Ich wünsche Ihnen für den TEB, daß Ihre visionäre Kraft erhalten bleibt und vorallem in dessen Führungskreis weitergetragen wird.

 

Ich gehe davon aus, daß sich alle Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats meinen Ausführungen anschließen können und möchte mit nur einem Wort an Sie Frau Stang enden:

Danke für alles was Sie für die Pankreas-Erkrankten und ihre Betroffenen und auch für deren Ärzte getan haben!


Prof. Dr. med. Stefan Riedl M. Sc