Bericht Gruppentreffen der RG Kölner Bucht
Die Regionalgruppe traf sich am 11. Februar und 08. April 2019 zu ihren regelmäßigen Gruppentreffen in der Kölner Uniklinik. Pünktlich traf ich mit Zug und Straßenbahn in der Klinik ein und machte mich sofort auf den Weg zu Lara Marks, die mich bereits erwartete. Nach einem kurzen intensiven Gespräch und einer Tasse Kaffee gingen wir gemeinsam in den Gruppenraum. Hier wurden wir bereits mit einem freundlichen „Hallo“ von den ersten Teilnehmern empfangen.
„Schön, dass Du wieder da bist, Katharina, wir haben Dich sehr vermisst.“ Bei diesen Worten musste ich erst einmal schlucken, denn so lange betreue ich die Gruppe noch nicht, und doch schätzte man mein Kommen sehr und das tut gut.
Bevor wir in die Gruppenarbeit einstiegen, stärkten wir uns mit Kaffee, Keksen, frischem Obst und weiteren Getränken, die uns von der Küche bereitgestellt wurden. Dafür danken wir von Herzen! Schon während wir gemeinsam Kaffee tranken, kamen wir ins Gespräch und so manches Problem wurde kurz angerissen und diskutiert. Immer wieder ging die Tür auf, und es kamen weitere Gruppenteilnehmer herein.
Nachdem wir alle unseren Platz eingenommen hatten, fragte ich: „Wer hat ein Problem? Wo drückt der Schuh? Wo kann ich helfen?“ Ohne zu zögern wurden Arztbriefe, Blutwerte aus den Taschen genommen und mir überreicht mit den Worten: „Sei doch bitte so nett und erkläre mir den Arztbrief oder die Blutwerte, ich verstehe nicht alles.“ Nachdem ich sie mir genau angeschaut hatte, konnte ich sie auch klar und deutlich erklären und damit einige Angst und Unsicherheit wegnehmen.
Wir sprachen an diesen Nachmittagen über ganz viele Dinge; wie in fast allen Gruppen waren Themen wie: Gewichtsverlust, Verdauung, Enzyme, Schmerzen, bildgebende Verfahren und Diabetes 3c mit dabei und mussten ausgiebig behandelt werden. Immer wieder stelle ich bei meinen vielen Gesprächen fest, dass Betroffene und ihre Angehörige sich alleine im Dschungel ihrer Erkrankung, der Medizin und den Veränderungen, die sich seit Jahren in unserem Gesundheitssystem abzeichnen, nicht zurechtfinden. Umso wichtiger ist es, dass es diese Gruppe gibt.
Es ist schon erstaunlich, wie schnell wir in dieser Gruppe zusammengewachsen sind und wie wir untereinander dafür sorgen, dass jeder auf seine Kosten kommt. Jeder bekommt den Raum, den er benötigt, um sich seine Probleme, Sorgen und Nöte von der Seele zu reden und wir hören zu. Es folgen keine klugen Ratschläge, sondern wir lassen unsere erfahrene Kompetenz mit einfließen. So sagen die Teilnehmer: „Meine Erfahrungen sind….Ich mache folgendes…..“
Jeder in der Gruppe fühlt sich verstanden und gut aufgehoben, und mir macht es Spaß, die Gruppe zu leiten. Gerne nehme ich den weiten Weg auf mich, denn hier wird das nicht als Selbstverständlichkeit gewertet, sondern als etwas Besonderes. Ich bekomme große Anerkennung und Wertschätzung von den Teilnehmern und das beflügelt mich, weiterzumachen. Ich spüre, dass mir in der kurzen Zeit, seit der Gründung im November, ein grenzenloses Vertrauen von Seiten der Teilnehmer entgegengebracht wird.
Ich bin mir sicher, dass Frau Professor Bruns, Herr Dr. Damanakis und Herr Dr. Gebauer sich sehr bewusst sind, dass auch in ihrer Klinik ein Defizit besteht und sie nicht ausreichend Zeit für Fragen, Sorgen und Probleme haben und doch wollen sie, dass es ihren Patienten gut geht. Hier kann die Gruppe sehr viel bewegen und abfangen und erspart somit der Uni manche Kritik.
Zufrieden schloss ich die Gruppe, nahm das Angebot, zum Bahnhof Köln Deutz mitgenommen zu werden, an und fuhr von dort mit dem Zug nach Hause.
Am 08. April 2019 war es wieder soweit, das nächste Gruppentreffen stand an. Bereits beim Eintreffen wurde ich wieder herzlich begrüßt und Fragen ließen nicht lange auf sich warten.
„Lasst mich bitte erst ankommen, etwas von dem sehr liebevoll zurecht gemachten kleinen Büfett zu mir nehmen, bevor ich ganz für Euch da bin.“
Unser Dank geht an die Küche, die dafür sorgt, dass es uns gut geht.
Wie immer war ich, bevor ich in den Gruppenraum gehe, bei Lara Marks, es ist erstaunlich, was sie alles macht, damit diese Gruppe reibungslos abläuft. Man spürt, sie steht voll und ganz hinter dieser TEB- Gruppe und setzt sich unermüdlich für uns ein.
Danke liebe Lara, das macht vieles leichter und angenehmer.
„Na, wie ist es Euch in der Zwischenzeit ergangen?“, so stieg ich ein. Sofort kamen ganz gezielte Antworten, Lob und neueste Erfahrungen auf den Tisch. „Ach, Katharina, Euer Ärzte- und Patientenseminar in Ludwigsburg war ganz große Klasse, so hätten wir uns das nicht vorgestellt. Wir sind froh, dass wir dabei waren und uns auch mit einigen Ärzten persönlich unterhalten konnten. Uns ist es ein Bedürfnis, heute darüber zu berichten.“
Wie immer kam die Prävention an diesem Tag nicht zu kurz und ist, wie in fast allen Gruppen, ein wichtiges, sinnvolles und nicht zu unterschätzendes Angebot.
Gibt es Prävention? Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, insbesondere Bauchspeicheldrüsenkrebs, gehören doch zu den schwersten Erkrankungen.
Ja, Prävention gibt es! Denken Sie nur an die richtige und ausreichende Einnahme der Enzyme, Sport und Bewegung, Ernährung und Diabetes 3c. Hier ist es ungeheuer wichtig zu wissen, wie man richtig dosiert, spritzt und was ich selber tun kann. Das erspart den Betroffenen so manches Leid und den Kassen Kosten.
Mitten in der Gruppe klopfte es. Dr. Gebauer kam herein und stellte sich den vielen medizinischen Fragen der Teilnehmer. Doch bevor er das konnte, begrüßte ich ihn auf das herzlichste und hieß ihn willkommen.
Da seine Zeit sehr begrenzt ist und er wieder zurück an seinen Arbeitsplatz musste, ließ ich sofort die Teilnehmer zu Wort kommen. Es wurden ganz viele Fragen zu den verschiedensten Operationen und die daraus entstehenden Komplikationen und Nachsorge gestellt. Seine Antworten waren für Laien sehr gut zu verstehen, seine Erklärungen klar und deutlich. Als er dann sagte: „Wir Ärzte wissen leider auch nicht alles und manchmal sind wir auch überfordert und finden keine plausible Erklärung, warum der Betroffene trotz gut verlaufender Operation dieses oder jenes Problem entwickelt.“ Diese offenen und ehrlichen Worte taten allen gut und Dr. Gebauer bekam sofort eine große Anerkennung und Wertschätzung zu spüren.
Bevor er ging, nutzte ich die Gelegenheit, um für eine Betroffene einen persönlichen Beratungstermin zu organisieren. Er versprach, dass sie zu ihm kommen könne und er sich die Zeit nimmt, die sie für ihr persönliches Anliegen braucht. Das war doch wieder ein Erfolg!
Dann übernahm ich wieder wie in gewohnter Weise. Da ich bereits beim Eintreten zweier Menschen spürte, dass sie traurig und nervös waren, fragte ich ganz gezielt nach: „Was ist mit Euch los? Gibt es etwas, was Euch sehr belastet? Wollt Ihr mit der Gruppe und mir darüber sprechen?“ Nach einem kurzen Zögern sprudelten alle Sorgen, Aggressionen und Traurigkeit aus ihnen heraus. Wir alle hörten aufmerksam zu und jeder versuchte auf seine Weise zu helfen, indem er von seinen eigenen Erfahrungen sprach. „Ja, wir verstehen Euch, diese schwere Erkrankung verändert alles. Plötzlich stellt man fest, dass der Partner oder man selber nicht mehr derselbe ist.“ Das gibt zwangsläufig Spannungen, Missverständnisse und Irritationen. Das haben wir alle erlebt! Der Betroffene muss Wege finden, mit seiner Erkrankung umzugehen, der Partner will beschützen und alles von ihm fernhalten. Manchmal ist das einfach zu viel des Guten. Wir gaben den Beiden Raum und Zeit, gemeinsam sprachen wir über unsere eigenen Erfahrungen, Veränderungen sowohl bei uns selber wie auch in der Familie.
Auch ich habe diese Erfahrung gemacht und konnte davon berichten. Damals hatte ich auch große Probleme mit der Fürsorge meines Mannes. Ich konnte es zwar verstehen, doch es ging mit zeitweise ganz gehörig auf die Nerven. Ich fühlte mich eingeengt, nicht verstanden und bevormundet. Seine ständige Angst, Fürsorge und Bemutterung machten mich fast verrückt und nicht nur einmal dachte ich, das halte ich nicht mehr aus. Ich haue einfach ab. Ich hatte Angst, wenn es so weitergeht, ist unsere bis dahin gute Ehe im Eimer, sie ist kaputt. Aber das wollte ich auf keinen Fall! Deshalb suchte ich mir professionelle Hilfe bei einem Psychologen und fand gemeinsam mit ihm wieder ins normale Leben zurück, - es war ein langer und harter Weg. Heute kann ich wieder mit meinem Mann in einer guten Beziehung leben und bin glücklich und zufrieden. Immer wieder muss ich aufpassen, dass wir nicht in das gleiche Raster fallen.
Ich habe gelernt, mit meiner Erkrankung umzugehen und auch die Konsequenzen zu tragen. Das kann durchaus bedeuten, dass ich etwas Neues ausprobiere, wenn es schiefgeht, muss ich mit der Schelte oder den Schmerzen zurechtkommen. Das ist der Preis, den man einkalkulieren muss, wenn man seine eigenen Entscheidungen trifft.
„Ja, das haben wir alle auch erlebt, Ihr werdet es auch schaffen, habt nur Geduld“, so waren die Eingaben der Teilnehmer. Irgendwie musste man bei der einen oder anderen Geschichte schmunzeln, weil sich manche Situation heute lächerlich darstellte. Wie dumm hat man auf die eine oder andere Situation reagiert und damit einen dummen sinnlosen Streit provoziert.
Plötzlich konnten auch diese beiden wieder lachen und sich an der Hand nehmen. „So hatte ich das nicht gesehen, ja, er hat ja recht, ich muss auch seine Angst verstehen“, war der Tenor der Betroffenen. „Ich glaube, es ist wichtig, dass man beide Seiten versteht.“
„Katharina, das war heute eine sehr interessante und wichtige Gruppe. Wir bewundern Dich, wie Du uns menschlich und fachlich durch das Thema begleitet hast. Danke auch, dass wir an Deinem Leben teilhaben durften. Wir denken immer, bei Dir ist alles so einfach und vergessen dabei, dass auch Du unsere Krankheit hast.“
Mit den Worten dieser neuen Erkenntnis ging die Gruppe zu Ende. Danke dass die Gruppentreffen so gut angenommen werden und zahlreiche Teilnehmer kommen. Von ganzem Herzen sage ich danke, danke auch dafür, dass ich jedes Mal an den Bahnhof mitgenommen werde, das ist für mich wesentlich bequemer und schneller. Danke!
Katharina Stang