Rückblick zu Diabetesschulung 3 c in Fulda vom 12. bis 14. Juli 2019
Bereits zum dritten Mal konnte TEB e V. Selbsthilfe eine Diabetesschulung zum Diabetes Typ 3 c für Betroffene und ihre Angehörigen in Fulda anbieten.
Wir danken von ganzem Herzen der AOK Baden-Württemberg, dass sie dieses außerordentlich wichtige und sinnvolle Projekt nach § 20h SGB V förderte.
Ein besonderer Dank geht an Herrn Dr. Stephan Kress, Diabetologe aus Landau, der schon wiederholt die ärztliche Leitung für diese Schulung übernommen hat. Dr. Kress trug mit seinen sehr verständlichen und gut ausgearbeiteten Vorträgen wesentlich dazu bei, dass diese Schulung, wie auch alle anderen davor, sehr erfolgreich verlief.
Jeder Teilnehmer, egal ob er Betroffener oder Angehöriger war, konnte durch die hervorragenden, laienverständlichen Vorträge bereits einiges lernen und es zudem in persönlichen Gesprächen, Diskussionen in der Gruppe oder in einer individuellen Sprechstunde bei Dr. Kress vertiefen. Fachlich, menschlich und humorvoll führte er durch die Schulung und zeigte, dass, auch wenn der Diabetes Typ 3 c oftmals Achterbahn mit einem fährt, man dennoch gut leben kann.
Dr. Kress beantwortete alle Teilnehmerfragen und wies auf den richtigen Umgang mit Spritzen, Nadeln und Insulin hin und übte die Berechnung der korrekten Insulinmenge. Ein wichtiges Anliegen war ihm zudem der Nadel- und Lanzettenwechsel nach jeder Benutzung, um Hautschäden zu verringern und Komplikationen zu vermeiden. Es war erstaunlich zu hören, was alles falsch gemacht wird: So wird nicht oder kaum desinfiziert und oftmals in die gleiche Stelle gespritzt, oder aber es wird zu viel oder zu wenig Insulin gespritzt.
Doch nicht nur die Betroffenen machen Fehler, sondern auch so mancher Diabetologe, und diese Fehler können den Betroffenen das Leben unnötig schwer machen. Aus diesem Grund bot Dr. Kress Einzelsprechstunden an. Dies kam bei den Teilnehmern besonders gut an. Hier hatte jeder die Möglichkeit, sich persönlich und individuell beraten zu lassen. Um bestmöglich auf das Gespräch vorbereitet zu sein, musste vorab ein Fragebogen, der extra für die Schulung entwickelt worden war, ausgefüllt werden. Anhand dieses Fragebogens konnte sich Dr. Kress ein eigenes Bild machen und auf Fehler in der Behandlung hinweisen und individuelle Lösungen anbieten.
Viele der Teilnehmer hatten noch nie etwas von der sogenannten Ketoazidose gehört und konnten sich auch nicht richtig erklären, warum der Diabestes mit ihnen Achterbahn fährt. Nicht jeder kannte den Unterschied zwischen den Diabetes-Typen 1, 2 und 3 c. Um diese Wissenslücken zu schließen, wurden die Betroffenen und ihre Angehörigen ruhig, sachlich und kompetent dort abgeholt, wo sie standen.
Jetzt kam der Augenblick, an dem Dr. Kress unser neues Karten-Set „Leben mit Diabetes 3 c“ vorstellte. Er meinte, diese Karten könnten den Betroffenen sicher helfen, wenn es darum geht, Fragen an ihren behandelnden Arzt zu stellen. „Ich finde, dieses Kartenset ist wieder einmal gelungen und ist für viele von Ihnen eine Bereicherung. Leicht und verständlich kann man vieles nachlesen oder verstehen. Ich freue mich, dass ich es Ihnen heute vorstellen durfte“, so Dr. Kress. Er dankte mir für die Idee und Umsetzung.
Danke sagen wir auch Frau Jäth und Frau Bechthum von der Firma Abbott, beide waren sehr nett und freundlich. Sie legten jedem Teilnehmer, der es wollte, einen Sensor zu Flash Glucose Messung (FGM) an, damit er während der Schulung seinen Zucker messen und kontrollieren konnte, was der Diabetes bei ihm im Ruhezustand oder beim Sport macht.
Es folgte ein spannender Vortrag von Frau Jäth darüber, was man alles mit dem FGM Gerät machen kann und welche nützlichen Daten man zusätzlich in einer App abrufen kann. Das war eine Menge an Information, und doch zeigte es jedem einzelnen, dass man 90 Tage seinen eigenen Status zurückverfolgen kann. Ja, man konnte sehen, wann wir sportlich unterwegs waren, falsch gespritzt haben oder gar nachts in der Unterzuckerung waren. Sehr gut kam die Funktion des Alarms an: „Jetzt bin ich beruhigt, ich kann wieder durchschlafen und muss nicht ständig nach meinem Mann schauen“, sagte eine Angehörige.
Am Ende des Vortrags war uns allen klar, welchen Fortschritt die FGM für unser Leben als Diabetiker bringt und dass man auch mit Diabetes Typ 3 c ein gutes Leben führen kann.
Danke auch an Herrn Dr. Peter Zech, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie aus Düsseldorf. Er hat sich eines schwierigen Themas angenommen. Im Zentrum seines Beitrags stand die Auseinandersetzung mit den Begrifflichkeiten des Zulassens, Akzeptierens, Loslassens und der eigenen Endlichkeit. Jeder kennt die Themen, jeder weiß, dass mit der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs oftmals eine bewusste Konfrontation mit der Endlichkeit stattfindet, und doch wollen wir nicht darüber reden. Wir wissen alle, dass das Leben endlich ist, und doch verdrängen wir diese Gedanken und wollen uns nicht mit dieser Tatsache auseinandersetzen.
Dr. Zech brachte uns mit diesen Themen in Berührung, auch wenn wir am Anfang nicht wussten, in welche Richtung unsere Gefühle gehen würden, spürten wir, dass das gewählte Thema uns alle bewegt und jeder anders damit umgeht. Umso erstaunter waren wir über die Offenheit und die klaren Worte von Herrn Dr. Zech, als er einem Angehörigen auf die Frage: „Was mache ich mit einem Menschen, der nicht mehr will, der alle Angebote und Hilfestellungen ablehnt und nur noch sterben will?“ antwortete: „Ich weiß es nicht.“ Zusammen diskutierten wir über diese Frage und jeder konnte dazu sagen, was ihm einfiel. Es waren spannende Momente, und es kam zu interessanten Gesprächen und Ausführungen.
Bei einem zweiten Vortrag war der Bann gebrochen. Herr Dr. Zech hat unsere Herzen erobert und plötzlich war es in der Runde lebendig, fröhlich und jeder versuchte, seine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse mit einfließen zu lassen. Obwohl sich am Thema nichts geändert hat, nahmen wir es gelassener an und stellten unser Leben in den Vordergrund: Jetzt genießen wir den gemeinsamen Augenblick, jetzt geht es uns den Umständen entsprechend gut und jetzt wollen wir einfach glücklich sein.
Herrn Dr. Zech war es noch nicht genug: er wollte, dass wir lernen, mit Angst, Wut, Zorn, Trauer und Schmerzen umzugehen und dass wir es schaffen, diese Gefühle zumindest für eine kurze Zeit aus unserem Körper und aus unseren Gedanken zu verbannen. Dazu ließ er plötzlich und unerwartet ganz fetzige Musik, die aus unserer Zeit war und fast jeder kannte, laufen. Das animierte uns direkt zum Mitsingen und Tanzen. Dr. Zech schaute eine Weile zu und ließ es geschehen. „So - und jetzt schmeißt Eure blöden Gedanken und alles, was Euch ärgert, raus. Nutzt die Zeit während der Musik und befreit Euch!“ Betroffene, Angehörige und auch die Ärzte standen da und traten, boxten oder sprangen in die Luft. Lachend und stöhnend tönte es durch den Raum und so manch einer meinte: „Ich gebe meinem Krebs oder der Angst einen Tritt und hoffe, dass alles verschwindet.“
Danach kam ruhige, fast leise Musik, jeder wurde plötzlich still und bewegte sich bedächtig hin und her. Man fühlte sich getragen und behütet. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so leise war es, und jeder spürte, hier passiert etwas mit uns, was wir so nicht erwartet hatten. Weg waren plötzlich Angst, Zorn, Wut und Traurigkeit, stattdessen waren wir fröhlich und ausgeglichen. Wir fanden Frieden mit uns!
Dr. Zech hatte unsere Sympathie und unsere Herzen gewonnen und uns gezeigt, dass alles zwei Seiten hat und es wichtig ist, gerade in schweren Zeiten einen inneren Ausgleich zu schaffen. Am Ende waren wir alle dieser Meinung. Herr Dr. Zech hat uns das schwere Thema verständlich, menschlich und liebevoll näher gebracht. Wir hoffen, dass wir irgendwann an dieser Stelle weitermachen können und er uns noch vieles aufzeigt, was uns das Leben in sorgenvollen Zeiten erträglicher machen kann. Danke!
Danke auch an Birgitt Meyer, sie hat uns sportlich durch die Tage geführt und uns Übungen mit dem Thera-Band gezeigt. Auch hier ging es mal laut und mal leise zu. Plötzlich und unerwartet bekam sie sportliche Hilfestellung von Herrn Dr. Kress und Herrn Dr. Zech. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Jedem war klar, wenn diese drei es schaffen, dann schaffen wir den Sport auch! Selbst die Sportmuffel unter uns hatten Spaß - danke dafür, liebe Birgitt! Mit den tollen Thera-Bändern, die wir mit nach Hause nehmen durften, können wir die Übungen nun auch daheim machen und uns fit und in Form halten.
Für die Wassergymnastik danken wir Tanja. Sie hat uns mächtig rangenommen: Eine halbe Stunde Bauch, Beine, Po, Arme, Hals und Rücken, danach waren wir körperlich geschafft. Wenn wir nicht im Wasser gewesen wären, hätte man gesehen, wie uns der Schweiß gelaufen ist. Doch es hat allen Spaß gemacht, und so mancher meinte: „Gott sei Dank, dass Ihr keine Stunde gebucht habt, sonst hätte ich um eine kleine Pause bitten müssen, doch es war schön.“
Danke auch an meinen Mann Helmut. Wie immer hat er alles perfekt geplant, organisiert und durchgeführt. Es fehlte an nichts, die Technik war perfekt und immer, wenn wir ihn brauchten, war er da. Er erfüllte spontan Sonderwünsche, ließ Musik vom Handy erklingen oder filmte das Ganze. Er war ein ruhender Pol, und wir alle konnten sicher sein: Helmut tut alles dafür, dass die Schulung in guter Erinnerung bleibt.
Ich hatte die Aufgabe, durch das Programm zu führen und dafür zu sorgen, dass alles nach Plan lief.
Danke an die Hotelleitung und danke an das Personal! Es gab nichts, aber auch gar nichts zu beanstanden, es war alles super! Das Zimmer-, Küchen-, Service-, Empfangs- und Thermen-Personal, alle waren sehr nett, zuvorkommend und erfüllten uns jederzeit unsere Wünsche.
Katharina Stang