Heilendes Malen
Bericht: „Heilendes Malen“ - was kommt auf uns zu?
Referentin: Frau Gerda Gabriel, Kunsttherapeutin
Dienstag, 24.04.2012 in der Regionalgruppe Mittlerer Neckarraum
Ort: Dienstleistungszentrum Katharinenhospital Stuttgart
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Pünktlich um 14:30 Uhr betraten Frau Gabriel und ich unseren Gruppenraum im Dienstleistungszentrum (DLZ). Die bereits anwesenden Gruppen- mitglieder saßen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich. Andere nutzten die regelmäßig stattfindende BIA-Messung.
Millerweile war auch der Kuchen eingetroffen und wir konnten den Kaffee eröffnen. An dieser Stelle ein ganz herzliches Danke an das Serviceteam des DLZ, das uns immer sehr liebevoll Kaffe und Getränke bereitstellt.
Dass die Gruppe an diesem Tag sehr stark besucht war, hat mich erstaunt und auch sehr gefreut. Ich hatte meine Bedenken, weil ich aus Erfahrung weiß, Malen ist nicht jedermanns Sache. Dass aber auch Gruppenmitglieder, die längere Zeit pausiert hatten, heute explizit kamen, überraschte selbst mich. Sie erklärten auf Nachfrage, dass sie sich mit der Situation des Alleinseins erst auseinandersetzen mussten, um dadurch den nötigen Abstand zu gewinnen. Sie sind aber weiterhin mit der Gruppe sehr verbunden und kommen immer wieder zu besonderen Themen und Aktionen, die in den Regionalgruppen und auch bei TEB e. V. stattfinden.
Pünktlich um 15:00 Uhr eröffnete ich die Gruppe. Wir besprachen erst alle Neuigkeiten und die wichtigen Anliegen der Betroffenen. Viele Fragen wurden gestellt. Gemeinsam haben wir die Antworten herausgearbeitet. Nachdem die dringendsten Fragen besprochen waren, stellte ich unsere Referentin für die heutige Veranstaltung, Frau Gerda Gabriel (Kunsttherapeutin) vor. In wenigen Worten erläuterte ich, welches Ziel mit diesem Workshop „Heilendes Malen“ erreicht werden soll.
Im Anschluss daran sprach Frau Gabriel über den Sinn des Malens. Dabei stellte sie klar heraus, welche Gefühle dabei entstehen können. Dass dabei ungeahnte Kräfte freigesetzt werden, verblüffte uns zunächst. Sehr viele waren begeistert, andere konnten sich nicht entschließen, mitzumachen und schauten erstmal zu. Dabei stellte ich fest, dass nicht jeder seine Gefühle zeigen und auch ausdrücken möchte. Ich denke, das ist so in Ordnung. Und doch machten bis auf eine Person alle mit.
Zu Beginn teilten wir Stifte und Zeichenpapier aus und warteten auf Anweisung. Was sollten wir zu Papier bringen? Wie entstehen Bilder? Was kommt in Bewegung? Wir sollten in einer Linie ohne Unterbrechung unsere Empfindungen, Gefühle, innere Schubladen aufzeichnen.
Frau Gabriel erklärte uns jeden Schritt und zeigte uns an einer Stellwand, wie es geht. Es wurde ruhiger und ruhiger, alle waren mit großem Eifer dabei und jeder malte vor sich hin und lies seinen Gedanken freien Lauf.
Beim Anschauen der Entwürfe während der Entstehung der Bilder war ich baff. Tolle Bilder entstanden. Zum Teil faszinierend die farbliche Zusammenstellung. Die Freude und Spannung der Teilnehmer war greifbar. Einige machten lustige, einige machten kritische Bemerkungen.
Zum Schluss haben wir alle Bilder ans Fenster geklebt. Jeder Einzelne hat in seinem Bild seine eigene Empfindungen, Erfahrungen, Glück, Hoffnung, Angst und Trauer zum Ausdruck gebracht und diese anschließend erklärt. Frau Gabriel hörte zu und gab Beispiele, wie das Empfinden sich verändern kann. Dicke, leichte Striche, dunkle und helle Farben, große kleine Kästchen u.v.m. kommen zum Vorschein. Es war eindeutig: je glücklicher, zufriedener der Mensch war, umso heller und geordneter waren die Bilder. In jedem Bild zeigte sich die einzelne Persönlichkeit des Malers.
Im Anschluss daran hatten wir als Übung ein weiteres Bild zu malen. Das Ergebnis dieser zweiten Übung überraschte uns noch mehr als vorher. Wir spürten eine Ruhe, Ausgeglichenheit und Entspanntheit. Dies bewirkte, dass wir über Dinge gesprochen haben, die vorher keinem über die Lippen gekommen wären. So hat uns ein Gruppenmitglied seine Begegnung mit dem Malen während der schweren Erkrankung seiner Frau erläutert und wie nachhaltig das Erlebte für ihn war. Er meinte zum Schluss: "... ich werde in Zukunft versuchen, mit meinem Enkelkind zu malen." Das war ein großes Kompliment, denn der Herr ist sehr kritisch und er spricht in einer Gruppe kaum über persönliche Angelegenheiten.
Am Schluss zeigte uns Frau Gabriel eine Zeitreise von Bildern, während der sie schwerstkranke Menschen begleitete. Die Bilder als Zeitreise verdeutlichten wie auch bei uns sehr genau, wie sich Menschen und ihre Bilder während der Krankheit verändern. Von anfänglich wild durcheinander gehenden Strichen, die teilweise auch in schrillen oder dunklen Farben waren, wurden zum Schluss Motive daraus.
Wie immer, wenn es anregend und kurzweilig ist, vergeht die Zeit viel zu schnell. Das Interesse und die Faszination des Malens, das in jedem von uns geweckt wurde, war so groß, dass mehrere Stunden nicht ausgereicht hätten, um allen Fragen gerecht zu werden. Dafür hat sich Frau Gabriel bereit erklärt, einen weiteren Workshop „Heilendes Malen“ in der Regionalgruppe Mittlerer Neckar zu moderieren. Herzlichen Dank dafür.
Wie die Resonanz der Teilnehmer lautete, dafür sollte jeder sein persönliches Feedback geben. Rundherum erhielt ich positive Antworten mit der Bitte, unbedingt eine solche Veranstaltung zu wiederholen.
Im persönlichen Gespräch am Schluss mit Frau Gabriel kamen wir zu dem Ergebnis, dass „malen“ in unserem Gefühlsleben sehr viel bewirkt. Die Veranstaltung hat tiefe Spuren hinterlassen, die zum Nachdenken anregen.
Meinen Dank spreche ich hiermit an Frau Gabriel und allen Teilnehmern aus, die sich auf diese Art der Gruppe einließen.
Katharina Stang
Regionalgruppenleiterin
Am Dienstagnachmittag fand wieder die Regionalgruppe Mittlerer Neckar statt. Es fanden sich recht viele Mitglieder ein, die meisten kommen regelmäßig.
Dieses Mal war Frau Gabriel, eine Kunsttherapeutin, als Referentin da, die über das Thema „Heilendes Malen“ etwas sagen sollte. Zu Anfang gab es Informationen von Frau Stang, die ja die Gruppe leitet. Hier wurde auf die kommende Mitgliederversammlung am 22.05.12 hingewiesen und auf einen Besuch der Abbott Werke in Hannover im Juli (Hersteller von Creon). Anschließend wurden Fragen der Mitglieder beantwortet.
Dann konnte Frau Gabriel, die auch auf der Palliativstation im KHS LB arbeitet, loslegen. Von ihr erfuhren wir, dass Malen nicht nur ein Zeitvertreib ohne tieferen Sinn ist, sondern durchaus auch Menschen helfen kann, die sich gerade in einem Tief befinden. Dieses Tief kann z. B. auch die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs sein, eine Mitteilung, nach der Betroffene und Angehörige meist kein Licht im Tunnel sehen.
Wir malten alle ein Bild zum Thema Unruhe und füllten die Blätter recht farbig aus. Die Bilder wurden aufgehängt und man konnte doch deutliche Unterschiede sehen. Einige schienen mir chaotisch, andere waren wiederum mit wenigen Linien ‚ordentlich‘. Jedes Bild hatte eine spezielle Deutung für den Maler. In einem zweiten Bild wurde ein Mandala erstellt. Auch diese Bilder hatten jedes ihre eigene Deutung.
Durch das Malen können nicht entdeckte Impulse losgetreten werden, so Frau Gabriel. Hier in der Gruppe zeigte eine kleine Übung mit nur zwei Bildern eine große Wirkung. Malen kann eine seelische Unterstützung bei schweren Belastungen sein. Es ist Ausdruck des seelischen, geistigen und körperlichen Zustands, dargestellt im Bild. Bilder zeigen diese momentanen Zustände an. Sie zeigen aber auch die Veränderung der Menschen, die sich auf das Malen einlassen.
Frau Gabriel belegte dieses zum Schluss sehr deutlich an einigen Fällen aus ihrer Tätigkeit als Therapeutin. Hier wurden Bilder von Patienten vorgestellt, wie sie zu Anfang ihres Weges waren, dann zeigte sich auch für uns deutlich sichtbar in den Bildern die Veränderung des Zustands der Patienten. Die Bilder wurde insgesamt ‚freudiger‘. Sichtbar wurde deren Weg von der Instabilität hin zur Stabilität, bedingt nicht nur, aber auch durch das Malen; ein Weg hin zu besserer Lebensqualität.
Zum Schluss dankte Frau Stang Frau Gabriel und übergab ihr ein kleines Dankeschön für den schönen Nachmittag. Für mich war es eine gelungene, abwechslungsreiche Gruppenstunde.
Ulrich Herbring