Ängste und Sorgen lassen uns nicht gut schlafen

So oder so ähnlich beginnen oftmals die Gespräche mit Betroffenen oder auch mit deren Angehörigen. „Seit der Diagnose ist an einen erholsamen Schlaf, so wie ich es gewohnt war, nicht mehr zu denken. Todmüde falle ich oftmals abends ins Bett und kann nicht einschlafen, ich finde einfach keine Ruhe, weil mir vieles durch den Kopf geht. Oft schlafe ich schnell ein, werde aber genauso schnell wieder wach und finde danach nicht mehr in den Schlaf. Schweißgebadet wache ich in der Nacht auf, und habe das Gefühl, meine Träume verfolgen mich. Nachdem ich mehr als 6 Stunden im Bett war und ich gefühlt nur wenige Stunden geschlafen habe, stehe ich morgens wie gerädert, müde, antriebslos und erschöpft auf. Es fehlen die Konzentration, die Motivation und die Kraft, um gut in den neuen Tag zu starten“.
In diesen Schilderungen finde ich mich sofort wieder und erinnere mich noch gut an die Zeit, als es mir ähnlich ging und es bis heute teil- weise noch so ist. Auch ich habe es mit den verschiedensten Ritualen versucht wie z. B. Schafe zählen, Arme ausgestreckt über den Kopf halten, keine Sorgen, Nöte und Ängste, die uns alle irgendwie begleiten, mit in die Nacht zu nehmen. Doch wie bei vielen anderen, hatte das alles nur bedingt geholfen. Jeder von uns weiß, dass Schlafen für den Körper, die Seele und Psyche  ungeheuer wichtig ist. Ein erholsamer Schlaf weckt alle Lebensgeister, es fühlt sich an wie ein neu geschenktes Leben.
Im Volksmund spricht man oft von einem gesunden und aus- reichenden Schlaf. Dabei ist wichtig: Jeder Mensch hat sein eigenes Schlafbedürfnis und dennoch sollte jeder darauf achten, dass er ausreichend Schlaf hat, damit kein Schlafdefizit entsteht.


Was ist Schlaf?
Der Schlaf besteht aus den verschiedensten Phasen, bei dem im Körper mehrere Verarbeitungsprozesse stattfinden. Etwa ein Drittel unseres Lebens macht das Schlafen aus. Man geht davon aus, dass schlafen genauso wichtig für uns Menschen ist wie essen, trinken, Liebe, Sicherheit und Zuwendung. Schlafen ist lebenswichtig und wiederholt sich täglich. Unser Körper, Geist und Seele finden Ruhe, Entspannung und Erholung. Unsere Körperfunktionen bleiben auf Dauer erhalten. Das Immunsystem wird aktiviert, Stoffwechselprodukte und geschädigte Zellen werden abgebaut. Giftstoffe werden ausgeleitet, Muskeln erneuern sich. Haut und Haare wachsen, Wunden heilen, das Gehirn arbeitet, das Gedächtnis wird erweitert und die Psyche erholt sich. Damit wir gesund bleiben, brauchen wir den Schlaf!

Warum schlafen wir?
Was etwas verwundert, ist die Tatsache, dass wir bis heute keine eindeutige Antwort auf die Frage haben, warum wir schlafen oder was ist Schlaf, trotz schlafmedizinischer Fortschritte. Heute weiß man, dass der fehlende Schlaf, man nennt das auch Schlafschuld, zu einer erhöhten Müdigkeit am Tage führen und daraus ernsthafte Folgen entstehen können. Das Schlafdefizit kann zum Beispiel hervorgerufen werden durch Müdigkeit und kann zu einer verminderten Reaktion oder plötzlichem Ein- schlafen führen. Im Straßenverkehr könnte der sogenannte Sekundenschlaf zu erheblichen Unfällen führen.

Was passiert während wir schlafen?
Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn alles, was wir am Tag erlebt und gelernt haben. Dabei werden neue Erfahrungen in der Nacht unbewusst wiederholt, sortiert, geordnet und in unserem Langzeitgedächtnis gespeichert. Unser Körper erneuert sich im Schlaf. Schlafstörungen und Schlafmangel schwächen unser Immunsystem und können zu den verschiedensten Krankheiten wie z. B.    Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depressionen und Angstzuständen führen. Ein gesunder und erholsamer Schlaf ist von einer ungestörten Reihenfolge der verschiedenen Phasen im Schlaf abhängig, in denen sich der Schlafende körperlich wie geistig erholen kann.

Schlaf ist ein aktiver Prozess
Vor einigen Jahren stufte man den Schlaf als einen todesähnlichen Zustand ein. Dank der heutigen Entwicklung des Elektroenzephalogramms (EEG), das die Hirnströme aufzeichnet, weiß die Forschung, dass das Schlafen ein sehr aktiver Prozess ist. Im Schlaf sind verschiedene Hirnareale genauso aktiv wie im Wachzustand. Das Immun- und Hormonsystem erbringen Höchstleistung. Man glaubte damals, dass man im Schlaf kaum etwas wahrnimmt, doch das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Heute weiß man, dass der schlafende Körper durchaus in der Lage ist, Informationen von der   Außenwelt über die Sinnesorgane aufzunehmen, darauf zu reagieren und in wichtige Bereiche einzu- ordnen. Es ist uns allen bekannt, dass Mütter vom leisen Wimmern ihrer Kinder wach werden, dagegen Lärm von der Straße oder laute Musik sie gut weiterschlafen lassen.

Verschiedene Schlafstadien
Es gibt fünf verschiedene Schlafstadien, die sich in der Nacht mehrmals wiederholen. Den meisten von uns ist oftmals nur die Einschlaf-, Leichtschlaf- und Tiefschlafphase bekannt. Zusammen ergeben diese drei Phasen einen Schlafzyklus von etwa 90 Minuten. In jedem Schlafzyklus durchläuft man die verschiedensten Schlafstadien.

Einschlafphase
Diese Phase wird von Experten Schlafstadium 1 genannt. Wie man unschwer erkennen kann, handelt es sich in dieser Phase um die ersten Minuten des Einschlafens. Der Körper entspannt sich, die Atmung wird tiefer, der Puls wird langsamer, die Atemzüge verringern sich, es kommt zur Beruhigung und Entspannung. Oft erlebt man die Einschlafphase als eine Zeit des Schwerwerdens oder Fallens, das man wie im Traum erlebt. In dieser Phase ist der Schlaf sehr oberflächlich, kleinste Störungen können uns wecken. Wir sind wieder hellwach und das erneute Einschlafen kann dauern.

Leichtschlafphase
Diese Phase wird auch als Schlafstadium 2 bezeichnet und macht ungefähr die Hälfte des Schlafens aus. Die Einschlaf- und Leichtschlafphase werden manchmal zusammengefasst, da in dieser Phase die Hirnaktivität sich auf niedrigere Schwingungen beschränkt. In dieser Phase ist das Bewusstsein abgeschaltet, die Muskeln entspannen sich und die Augen bewegen sich nicht.

Tiefschlafphase
In dieser Phase erholt sich der Körper gut, da wir tief und fest schlafen. Oftmals kann man Menschen, die sich in einer Tiefschlafphase befinden, nur schwer aufwecken. Wenn es doch geschieht, kommt man nur langsam zurück ins Bewusstsein. In dieser Phase können sich der Körper, der Geist und die Seele am besten erholen und entspannen. Experten sprechen von der wertvollsten Phase. Die Tiefschlafphase wird in Schlaf- laboren in das Stadium 3 und 4 unterteilt.

REM-Phase (Traumphase)
Vom Einschlafen bis in den Tiefschlaf bleibt unser Schlaf im Wesentlichen gleichförmig. Mit dem Einsetzen des sogenannten REM-Schlafes ändert sich das schlagartig. In dieser Phase bewegen sich die Augen schnell, dies ist für diese Phase charakteristisch. REM steht für rapid eye movement (schnelle Augenbewegung). In der Rem-Phase träumen wir öfters. Man geht davon aus, dass in dieser Phase emotionale Sinneseindrücke oder auch Informationen verarbeitet werden. Mehrmals wiederholen sich die verschiedenen Schlafphasen in der Nacht bei ge- sunden Menschen. Beim Träumen verarbeitet unser Gehirn das, was wir am Tag oder gerade in der jeweiligen Situation erleben. Dies können sowohl positive Erlebnisse und Erfahrungen sein. In dieser Phase kann man kurz auf- wachen, wieder schnell einschlafen, meistens kann man sich am Morgen aber nicht mehr an den Traum erinnern. Es gibt aber auch Träume, die haben eine Fortsetzung oder sind am Morgen so klar und deutlich in der Erinnerung, dass man glauben könnte, man hat das Geträumte hautnah erlebt. Auch kann ein Traum, so kenne ich es aus meiner eigenen Erfahrung, der Schlüssel für ein nicht bewältigtes Problem sein. Es kommt durchaus vor, dass ich noch in der Nacht oder in den nächsten Tagen die Lösung finde, die mir vorher gefehlt hat. Damit ich es auch behalten kann, habe ich an meinem Bett Bleistift und Papier, um es sofort niederzuschreiben.

Wie kommt man zu einem erholsamen Schlaf?
Den eigenen Schlafrhythmus findet man, indem man versucht, immer zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und auch aufzustehen. Das Schlafzimmer sollte nicht mehr als 18 Grad Celsius haben, die Blase sollte entleert sein und große Anstrengungen, nervenaufreibende Gespräche oder Sendungen, Koffein und Nikotin sollten vermieden werden.

Einschlafprobleme
Einschlafprobleme sollten, bevor man zu Medikamenten greift, mit einfachen Mitteln behoben werden, wie z. B. sportliche Bewegung, die nicht länger als 3 Stunden in der Woche sein sollten. Nur wenn man müde ist, sollte man ins Bett gehen, den Mittagsschlaf nicht länger als 20-30 Minuten aus- dehnen, auf langes Lesen, aggressive Musik, Streit, negative Diskussionen auf Fernseher, Laptop und Telefon im Schlafzimmer verzichten. Auch sollte man das Zimmer, wenn man kann, abdunkeln! Vor allem keine schweren Mahlzeiten zu später Stunde zu sich nehmen. Wenn man nachts wach wird und  innerhalb von 20 Minuten nicht wieder einschlafen kann, sollte man aufstehen und sich bewegen, stellt sich die Müdigkeit wieder ein, geht man erneut ins Bett. Oft sind wir der Meinung, dass Vollmond, Wasseradern oder elektrische Magnetfelder einen negativen Einfluss auf unseren Schlaf haben, doch dafür gibt es keine eindeutigen Beweise.
Immer wiederkehrende, nicht belastende Abläufe, haben einen positiven Einfluss auf unseren Schlaf.

Schlafprobleme, was nun?
Wer länger als einen Monat Schlafprobleme hat, sollte diese von seinem behandelnden Arzt abklären lassen. Stress, Schnarchen, Atemaussetzer während des Schlafes, eine beginnende Depression oder organische Erkrankungen können eine Ursache für Schlafprobleme sein und müssen, falls notwendig, behandelt werden. Das Führen eines Schlaf-  tagebuchs oder der Besuch in einem Schlaflabor kann helfen, die Ursachen für die Schlafprobleme zu finden.

Einnahme von Medikamenten
Bevor diese eingenommen werden, muss eine medizinische Abklärung stattfinden, in der man versucht, die Ursachen zu finden. Der Arzt sollte immer zusammen mit dem Betroffenen entscheiden, ob Medikamente zum Schlafen eingesetzt werden müssen. Das Hormon Melatonin, das in der Zirbeldrüse im menschlichen Körper produziert wird und den Tag-Nacht-Rhythmus steuert, spielt eine wichtige Rolle. Mit zunehmendem Alter produziert der Körper weniger Melatonin, weshalb synthetische verschreibungspflichtige Medikamente verschrieben werden.

Wann sollte man Schlafmittel einnehmen?
Die Einnahme von kurz und lang wirksamen Medikamenten kann das Durchschlafen bei Schlafstörungen erleichtern, die Gefahr ist aber ein hohes Ab- hängigkeitspotenzial. Diese Medikamente sollten nicht länger als 4 Wochen ohne ärztlichen Rat genommen werden.


Welche Hausmittel können bei Schlafstörungen helfen?

  • Heilkräutertees,
  • Bäder mit schlaffördernden und beruhigenden Essenzen,
  • Einreiben mit Lavendelöl,
  • kalte Füße vermeiden,
  • warmes Fußbad,
  • warme Milch mit Honig,
  • regelmäßige Schlaf- und Wachzeiten,
  • beruhigende Musik
  • Entspannungstechnik (Qigong, Yoga)


Eventuell hilft auch ……

  • keine schweren Mahlzeiten zu später Stunde,
  • kein Fernseher im Schlafzimmer,
  • kein Lärm, keine laute Musik,
  • alles, was belastend ist, vermeiden,
  • eigene Rituale einhalten,
  • gutes Lüften,
  • beruhigende Farben einsetzen,
  • auf Pflanzen im Schlafzimmer achten,
  • ein gutes Bett (Rost, Matratze)


Quellen:    somnalab.de / meine gesundheit.de
     

Katharina Stang


Wichtig: wenn die Ursache nicht anders behandelbar ist und altbewährte Hausmittel nicht zum gewünschten Erfolg führen, kommen andere Medikamente zum Einsatz. Bei psychischen Erkrankungen oder Depressionen ist eine längere Behandlung mit Schlafmitteln möglich. Bitte unbedingt mit dem behandelnden Arzt sprechen!