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Artikel in der Stuttgarter Zeitung am 19.02.2015: "Krebshilfe erntet Kritik von der Basis"
Donnerstag, 19. Februar 2015 - 10:59 Uhr
Einige Selbsthilfegruppen bemängeln Intransparenz bei der Vergabe von Spenden. Zu wenig Geld lande dort, wo die echte Beratungsarbeit geleistet werde. Eine Ludwigsburger Gruppe sieht dadurch gar ihre Existenz gefährdet.
Ludwigsburg - Es ist wie ein Kaffeekränzchen: Tassen, Teebeutel, Gebäck auf einem großen weißen Tisch. Drum herum hat sich gut ein Dutzend Menschen gruppiert, es wird geplaudert. Doch zwischendurch wird dem unbedarften Besucher klar gemacht, dass der Tod hier Stammgast ist. „Wir sind todkranke Menschen“, sagt ein Mann Mitte 60, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er trägt ein Baseballkäppi und lächelt milde, als er sagt: „Man sieht es uns vielleicht nicht an. Aber der Tag X wird kommen.“
Katharina Stang in ihrem Ludwigsburger Gruppenraum: die 62-Jährige sorgt sich um die Zukunft ihrer TEB-Selbsthilfegruppe, Foto: factum/Granville
Ludwigsburg - Es ist wie ein Kaffeekränzchen: Tassen, Teebeutel, Gebäck auf einem großen weißen Tisch. Drum herum hat sich gut ein Dutzend Menschen gruppiert, es wird geplaudert. Doch zwischendurch wird dem unbedarften Besucher klar gemacht, dass der Tod hier Stammgast ist. „Wir sind todkranke Menschen“, sagt ein Mann Mitte 60, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er trägt ein Baseballkäppi und lächelt milde, als er sagt: „Man sieht es uns vielleicht nicht an. Aber der Tag X wird kommen.“
Katharina Stang in ihrem Ludwigsburger Gruppenraum: die 62-Jährige sorgt sich um die Zukunft ihrer TEB-Selbsthilfegruppe, Foto: factum/Granville
Ludwigsburg - Es ist wie ein Kaffeekränzchen: Tassen, Teebeutel, Gebäck auf einem großen weißen Tisch. Drum herum hat sich gut ein Dutzend Menschen gruppiert, es wird geplaudert. Doch zwischendurch wird dem unbedarften Besucher klar gemacht, dass der Tod hier Stammgast ist. „Wir sind todkranke Menschen“, sagt ein Mann Mitte 60, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er trägt ein Baseballkäppi und lächelt milde, als er sagt: „Man sieht es uns vielleicht nicht an. Aber der Tag X wird kommen.“
Katharina Stang in ihrem Ludwigsburger Gruppenraum: die 62-Jährige sorgt sich um die Zukunft ihrer TEB-Selbsthilfegruppe, Foto: factum/Granville
Ludwigsburg - Es ist wie ein Kaffeekränzchen: Tassen, Teebeutel, Gebäck auf einem großen weißen Tisch. Drum herum hat sich gut ein Dutzend Menschen gruppiert, es wird geplaudert. Doch zwischendurch wird dem unbedarften Besucher klar gemacht, dass der Tod hier Stammgast ist. „Wir sind todkranke Menschen“, sagt ein Mann Mitte 60, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er trägt ein Baseballkäppi und lächelt milde, als er sagt: „Man sieht es uns vielleicht nicht an. Aber der Tag X wird kommen.“
Katharina Stang in ihrem Ludwigsburger Gruppenraum: die 62-Jährige sorgt sich um die Zukunft ihrer TEB-Selbsthilfegruppe, Foto: factum/Granville
Ein Treffen bei der Selbsthilfegruppe TEB in Ludwigsburg. Ein schmuckloser Betonbau in der Ruhrstraße, gleich hinter der Volksbank. Hier ist das Revier von Katharina Stang. Die Abkürzung TEB steht für Tumorerkrankungen der Bauchspeicheldrüse. Es geht um einige der bösartigsten Spielarten von Krebs. Stang, 62, langes blondes Haar, dicke Brille, ist selbst schwer krank. Dennoch redet sie bei den monatlichen Treffen nicht über sich, sondern über die Probleme ihrer Mitglieder. Wie lese ich ein Blutbild? Muss ich operiert werden? Gibt es Alternativen zur Chemotherapie? „Die isch besser als alle Professoren“, sagt ein älterer Mann beim TEB-Treffen über Stang. Allein: wie lange es ihre Gruppe noch gibt, weiß niemand. Nicht mehr lange, befürchtet Stang selbst.
„Wir fühlen uns benachteiligt“
Was Katharina Stang vor allem ärgert, ist ein Punkt: Obwohl ihre TEB-Gruppe als Bundesverband für die Selbsthilfe von Menschen mit Pankreas-Krebs firmiert, erhält sie von der Deutschen Krebshilfe keinerlei Fördermittel. Es sei offen, wie lange sie noch Geschäftsführerin und Leiterin vieler Gesprächsgruppen in Personalunion sein könne. Hauptamtliche Kräfte seien mittelfristig unabdingbar. „Wir fühlen uns da gegenüber anderen Gruppen benachteiligt“, sagt Katharina Stang.
Sie kritisiert vor allem die Art und Weise, wie die Krebshilfe ihre Spendenmittel verteilt. Einerseits, weil das Geld großteils an Bundesverbände fließt, die gleichzeitig ihren Sitz im Haus der Selbsthilfe in Bonn haben. Dort sind diese gleichzeitig Mieter der Krebshilfe. Außerdem hat bei der Vergabe von Fördermitteln – 2013 ging es um rund 4,1 Millionen Euro – ein Ausschuss für Selbsthilfe/Patientenbeirat ein gewichtiges Wort mitzureden. Mitglied in dieser Gruppe sind großteils Vertreter oder ehemalige Vorstände von jenen Selbsthilfegruppen, die Fördermittel erhalten.
Befangenheit soll vermieden werden
Die Deutsche Krebshilfe weist die Kritik zurück. Es habe historische Gründe, dass viele der geförderten Gruppen sich inzwischen im Haus der Selbsthilfe niedergelassen hätten, sagt der Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven. „Dort sitzen die Gruppen unter einem Dach und finden eher politisch Gehör.“ Bei den Beratungen über Förderanträge herrsche eine strikte Trennung. Vertreter von Gruppen, die bereits gefördert werden, seien außen vor.
Dissens herrscht in einem weiteren Punkt. Katharina Stang, die für ihr Engagement die Ludwigsburger Ehrenmedaille und das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, nimmt für ihre Gruppe in Anspruch, bundesweit aktiv zu sein. Die Krebshilfe bezweifelt das. Laut der TEB-Homepage gibt es Regionalgruppen in ganz Baden-Württemberg, zudem in Unterfranken, dem Rhein-Main-Gebiet rund um Darmstadt, Sachsen und dem Leipziger Land. Ob es sich um einen Bundesverband handle, könne er dennoch nicht mit Bestimmtheit sagen, so Nettekoven – es sei nie ein förmlicher Antrag gestellt worden. Der forsche Ton der Briefe von Frau Stang geht ihm aber ebenso gegen den Strich wie eine Aktion, in der TEB rund 5000 Unterschriften für eine Unterstützung durch die Krebshilfe sammelte: „So geht man nicht mit jemandem um, von dem man etwas haben will.“
„Uns würden schon 25 000 Euro reichen“
Hinter dem Streit über die Spenden stecken offenbar auch persönliche Befindlichkeiten. Katharina Stang war lange Zeit im Arbeitskreis der Pankreatektomierten (AdP, Menschen nach einer Pankreas-OP) aktiv. Der AdP ist ebenfalls Mieter im Haus der Selbsthilfe und erhielt 2013 von der Krebshilfe 188 000 Euro. Stang überwarf sich vor Jahren mit dem Vorstand und gründete die TEB-Gruppe. „Uns würden schon 25 000 Euro reichen. Aber wir kriegen nichts.“ Die Krebshilfe sieht Stang in der Pflicht, sich mit dem AdP zu verständigen. Eine Förderung der TEB-Arbeit komme prinzipiell in Frage – immerhin bescheinigt Nettekoven Frau Stang „offensichtlich gute Arbeit“, was sich schon an der steigenden Zahl ihrer Mitglieder (mehr als 500) zeige. Allerdings könne sie nur unter dem Dach der AdP auf eine Förderung hoffen, da man sonst „Doppelstrukturen aufbauen würde“.
Mit ihrem Unbehagen an der Spendenverteilung der Krebshilfe ist Katharina Stang nicht alleine. Die echte Basisarbeit werde von ehrenamtlich getragenen Gruppen geleistet, die kein Geld von der Krebshilfe erhielten, sagt auch Dorothea Dümming. Die Vorsitzende der Gruppe Frauke (Frauen und Krebs) mit Sitz in Ölbronn-Dürrn (Enzkreis) war früher selbst Mitglied in einem Bundesverband. Doch dort versickere zu viel von dem Spendengeld. „Die Leute spenden im guten Glauben, die wenigsten wissen, dass die eigentliche Basisarbeit davon nur wenig kriegt.“
Dümming würde es begrüßen, wenn die Krebshilfe die Arbeit lokaler Gruppen stärker unterstützte. Die pure Existenz eines Selbsthilfe-Bundesverbands sei nicht immer gleichzusetzen mit einer Kontrolle, dass an der Basis wirklich gute Arbeit geleistet werde. Bei Beratungsgruppen komme es vor allem auf die Kompetenz der Leiter an. „Den großen Bundesverbänden ist es im Zweifel egal, wer die Gruppen leitet.“
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