"Ein Gruppennachmittag, der ein Besonderer war"

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Ein Gruppennachmittag, der ein Besonderer war

Am Freitag, den 05.02.2010 traf sich die Gruppe wie gewohnt zu einem Gruppennachmittag.

Der Gruppenleiter bat mich, an diesem Nachmittag zu kommen und die Gruppe zu leiten, da sich wieder einmal neue Mitglieder angemeldet hatten.

Schon beim Eintreffen waren viele Teilnehmer in persönliche Gespräche verwickelt und standen in verschiedenen Gruppen zusammen. Im Vorfeld wurde ich unterrichtet, dass der Gruppenleiter etwas später zur Gruppe kommt. In der Zwischenzeit wurde eine Genesungskarte, die für unseren Gruppenleiter besorgt wurde, von allen Anwesenden unterschrieben.

Pünktlich um 14:30 Uhr konnten wir mit einer regen Gesprächsrunde beginnen. Dabei fragte ich nach: „Was gibt es Neues? Wo drückt der Schuh“? Neue Gruppenmitglieder ergriffen sofort das Wort und teilten uns ihre Ängste, Sorgen und Nöte mit. Sie äußerten sich bestürzt über die schlechte Aufklärung der Ärzte, die aus der wenigen Zeit der Ärzte resultiert. Es wurde berichtet, dass man ständig nachfragen muss, ein ständiger Wechsel unter den Ärzten stattfindet und dass man in vielen Dingen einfach nicht ausreichend informiert wird. Viele Themen wurden hierbei in kurzen Zügen angerissen und es lag an mir, herauszufinden, welches Thema heute besonders wichtig ist. Ich entschied mich für zwei Themen, weil ich das Gefühl hatte, hier drückt der Schuh am meisten.

Zuerst begannen wir über Chemotherapien zu sprechen. Dabei erklärte ich, was ist Chemotherapie und macht es Sinn, eine Chemotherapie zu bekommen. Wir sprachen auch darüber, dass viele aus der Gruppe, die eine Chemo bekommen, alleine zu Hause mit den Nebenwirkungen fertig werden müssen. Ärzte nehmen die Übelkeit, das Spucken und viele andere Unannehmlichkeiten der Betroffenen nicht ernst oder spielen es herunter.

Als zweites Thema kam, wie kann es anders sein, Ernährung und Enzyme. Auch hier mussten wir wieder einmal feststellen, dass völlig falsche Ver-ordnungen ausgestellt werden. Dass Betroffene mit 1-3 Enzymtabletten total unterversorgt sind, konnte jeder gleich erkennen.

In der Zwischenzeit traf der Gruppenleiter mit seiner Frau ein. Es war nicht zu übersehen, dass es ihm gesundheitlich nicht gut geht. Nach einigen Minuten sprach er dann zur Gruppe und teilte mit, dass er bis auf weiteres die Gruppe nicht mehr leiten kann. Für ihn wäre es traurig, wenn diese Gemeinschaft zerbrechen würde. Ihm hat TEB e.V soviel Positives gegeben, dass er diese Gruppe mit sehr viel Freude und vollem Elan geleitet hat. Wir alle hörten zu und waren traurig. Alle Gruppenmitglieder boten ihre Hilfe an und versuchen jetzt, Herrn W. und seiner Frau die Unterstützung zu geben, die wir alle durch ihn erfahren durften

An diesem Nachmittag fand sich auch eine Vertretung und Nachfolge für die Gruppe Nördlicher Schwarzwald. Herr J. wird bis auf weiteres zusammen mit Frau Stang die Gruppe übernehmen und leiten. Alles andere wird sich zu einem späteren Zeitpunkt finden. Man sah die Freude in den Augen von Herrn W. und seiner Frau. Er nahm seine Karte in die Hand und lachte, als er die vielen Küken sah, die dem Ganter folgten. Jedes Küken hatte einen Namen, alle hatten unterschrieben, egal ob sie anwesend waren oder nicht und jeder war der Meinung, es muss und es wird in Nagold weitergehen. Herr W. bedankte sich bei allen Anwesenden und drückte seine persönliche Freude aus, dass sein Herzenswunsch in Erfüllung geht. Die Gruppe wird auch in Zukunft bestehen bleiben.

Mir als Vorsitzende war es besonders schwer gefallen, heute hier zu sein. Es ging mir persönlich sehr nahe. Das sind die Augenblicke, in der ich meine tägliche Aufgabe in Frage stelle. Wie lange ich diese enorme psychische Belastung noch aushalte, steht in den Sternen. Um anderen Kraft, Mut und Zuversicht zu vermitteln, braucht man innere Ruhe, Motivation und Überzeugung.

Es war eine besondere Stimmung an diesem Gruppennachmittag. Manches Mal war es uns zum Weinen und manches Mal wollten wir die Zeit einfach nur anhalten oder gar zurück drehen.

Wir gingen auseinander, indem wir uns alle in die Arme nahmen.

Katharina Stang