Freundschaft schliessen ...

Ich wünschte, ich könnte mich mit dir anfreunden, statt dich gedanklich ständig grausam anzufeinden - Freundschaft schließen mit dem Bauchspeicheldrüsenkrebs meines Ehemannes!

Ok, keine beste Freundschaft, aber eine Art Abmachung mit ihm. Wer kennt sie nicht, Freundschaften, die begonnen haben mit einem - Boah!

Am Anfang hab ich dich so richtig gehasst!

Ich denke dabei an meine Art Vereinbarung:

Hey, Ulrich (so haben wir den Tumor getauft), du kannst bei uns bleiben, versprochen! Du darfst uns regelmäßig ärgern, meinen Mann auch ab und an mal piesacken, aber dafür, dass er das auf sich nimmt, dich annimmt, akzeptiert und duldet und mit dir gemeinsam lebt, lässt du ihn verdammt nochmal auch leben - viele, viele weitere Jahre! Gerne –ja, ernsthaft gerne mit dir an seiner/unserer Seite! Du darfst uns täglich begleiten, aber du lässt ihn in Ruhe und versuchst nicht ständig, uns in den Hinterhalt zu locken und zu vernichten.

Gottverdammt! Freunde stechen sich nämlich nicht andauernd ein Messer in den Rücken. Das gehört sich einfach nicht! Es wäre zwar keine optimale Freundschaft, aber die gibt es ja eh eher selten, es wäre bei weitem keine selbstlose und liebende Beziehung, wie es im Normalfall sein sollte, aber es wäre genug. Uns würde es reichen und irgendwie würdet ihr ja beide dadurch gewinnen.

Ein Leben lang du, ein Leben lang er! Durch dick und dünn, denn stirbt er, stirbst auch du. Ich schätze dich nach fast einem Jahr nicht als jemanden ein, der gerne auf der Verliererseite steht. Überleg doch mal, es könnte großartig werden.

Er atmet weiter und du bleibst so Mittelpunkt unseres Seins!  Wir akzeptieren, dass man einen so intensiven Charakter wie dich nicht einfach nach hinten drängen kann. Das wäre auch nie unsere Absicht! Indianerehrenwort!!

Lieber Ulrich, wenn du mich verstehst, siehst du uns? Wir stehen hier und winken mit der weißen Fahne. Wir machen den ersten Schritt - möchtest du unser Freund sein? Bitte sag JA!

T.W.