Gruppentreffen in der Gruppe Nördlicher Schwarzwald

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Bericht zum Gruppentreffen in der Gruppe Nördlicher Schwarzwald am 09.09.2013

Die Gruppenleitung war gefordert. Es schien ein Gruppentreffen wie immer zu sein, doch es kam alles ganz anders.

Etwas verspätet betraten mein Mann und ich den bereits von unserer Lydia geöffneten Gruppenraum und wir waren erstaunt, dass bereits alle Plätze besetzt waren und wir erst weitere Stühle herbei schaffen mussten.

Schon bei der Begrüßung der einzelnen Gruppenmitglieder spürte ich, dass etwas anders war als sonst. Doch was, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Also begann ich die Gruppe mit der Frage, ob es etwas Wichtiges gäbe, was sofort besprochen werden sollte?

Dabei schaute ich in die Runde und ich sah, dass einer der Teilnehmer seine Hand auf seinem Bauch hatte und sehr schlecht aussah. Ich schaute ihn an und fragte ihn, ob es ihm nicht gut gehe oder ich mich irren würde? Leise, denn das Sprechen fiel ihm schwer, sagte er, ich halte diese Schmerzen nicht mehr aus. Er erklärte, zuvor bei seinem Hausarzt gewesen zu sein, der ihm neue Tabletten gab und meinte, wenn es schlimmer wird, solle er sich in der Klinik vorstellen. Doch davor hätte er Angst, es dauert immer alles so ewig lang, bis alle Laborwerte vorhanden und die Diagnostik durchgeführt sei und meistens würde er dann für ein bis zwei Tage im Krankenhaus stationär eingewiesen, was er nicht wolle. Seine Frau, die neben im saß, schaute mich fragend an, ich hatte das Gefühl sie wollte mir sagen: "... helfen Sie meinem Mann."
Ich ließ mir genau zeigen, wo die Schmerzen sind und fragte ihn wo seine Schmerzgrenze sei, wenn er die Schmerzen zwischen 1-10 einordnen würde. Die Antwort kam sofort, bei 10. Ich überlegte kurz und fragte, ob ich versuchen sollte, mit Herrn Professor Benz zu sprechen, es war auch sein Operateur, zu dem er sehr viel Vertrauen hatte. Er und seine Frau nickten und sie baten mich, es zu versuchen.
Kurzerhand zogen wir die Kaffeepause vor und ich machte mich auf den Weg zu Professor Benz. Als ich bei seiner Sekretärin ankam und nach ihm fragte, erklärte sie, dass Professor Benz im OP sei, es könne noch eine Weile dauern. Sie fragte, ob sie mir helfen könne, denn sie weiß, dass ich nur komme, wenn es wirklich dringend ist. Sie hörte sich mein Anliegen an und versichert, alles zu tun, um Herrn Professor Benz zu erreichen, damit er sich umgehend melden könne.

Ich ging zurück in die Gruppe und versuchte Herrn U. und seine Frau zu beruhigen, es kommt Hilfe, es dauert nur noch ein bisschen. Ich hatte die Worte noch nicht richtig ausgesprochen, da klopfte es an die Tür, eine Schwester kam und holte Herrn U. ab, sie habe Herrn Professor Benz im OP erreicht und dieser hat sofort in der Notfallaufnahme informiert und alles veranlasst. Sobald er im OP fertig ist, geht er in die Notfallaufnahme zu Herrn U.

Ich sah Herrn U. an, er meinte: "Gott sei Dank, ich halte es nicht mehr länger aus." und stand auf und ging zur Tür. Ich fragte seine Frau, ob sie ihren Mann begleiten oder lieber in der Gruppe bleiben möchte. Ich hatte das Empfinden, sie fühlte sich in der Gruppe im Moment besser aufgehoben und schlug ihr vor, erst einmal hier zu bleiben und später zu Ihrem Mann zu gehen. Damit war sie einverstanden und sie begann sofort zu erzählen, was ihr so alles in der Vergangenheit Angst machte. Diese Erkrankung ihres Mannes macht sie ohnmächtig und hilflos. Immer wieder müsse sie mit ansehen, wie sich ihr Mann quält und sie könne nichts, aber auch gar nichts tun. "Wenn das so weiter geht, gehe ich auch kaputt.", war ihre Aussage.

Die Gruppe hörte geduldig zu und ab und zu sprach jemand aus seiner eigenen Erfahrung. Ja, ich kann das gut verstehen, mir ging es ähnlich oder ein Betroffener sagte, mir tut es gut, wenn meine Frau meine Hand hält.

Nach ca. 30 Minuten klingelte mein Handy, Herr Professor Benz gab mir eine kurze Information über den Zustand von Herrn U. Wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind, meldet er sich wieder.

Das gab ich der Gruppe weiter. Dann kümmerte ich mich noch um die Fragen der anderen, als plötzlich die Tür auf ging und Herr U. wieder zurückkam. Es ging ihm deutlich besser und er erklärte: "... ich bekam eine Spritze und Tabletten gegen die Magenkrämpfe". Er bedankte sich für alles und erklärte: ... jetzt gehe ich mit meiner Frau nach Hause, ich melde mich später bei Ihnen." Ich fragte noch, ob wir sie nach Hause bringen sollten, doch das übernahm wieder seine Frau.

Jetzt musste ich mich erst einmal sammeln, um dann wieder für den Rest der Zusammenkunft die Gruppe zu leiten. Wieder klingelt mein Handy, Herr Professor Benz war es. Er spürte dass auch ich mit meinen Gefühlen kämpfen musste, spontan fragte ich ihn, ob er in die Gruppe kommen könne. "Wir brauchen ihre Unterstützung."

"Ja, ich komme", war seine Antwort und es dauerte nicht lange, bis er erschien. Er munterte die Gruppe wieder auf und wir sprachen über ganz viele Dinge. Dabei spürten wir alle, wie wichtig ihm diese Gruppe ist und er versprach, uns immer beizustehen. Als er nach fast einer Stunde wieder ging, dankten wir ihm von Herzen und alle waren erleichtert.

Es war ein Gruppennachmittag, der nicht schön begann und doch konnten wir wieder viel Positives erfahren und spüren, wie gut das Netzwerk von TEB e.V. greift.

Unglaublich, wenn ich nicht dabei gewesen wäre, würde ich nicht glauben, dass so etwas möglich ist, war der Tenor von zwei Gruppenmitgliedern.

Ich schloss die Gruppe mit den Worten "Passt gut auf Euch auf!"

Dann machten mein Mann und ich uns auf den Heimweg, er war etwas ruhiger und nachdenklicher als sonst.

Katharina Stang