Kann eine Bestrahlung im Bereich der Prostata die Bauchspeicheldrüse schädigen
Dazu mehr zu meinem Fall!
Im Alter von 60 Jahren wurde bei mir Prostatakrebs (pT3a pN0 M0 R0 Gleason 4+3; PSA 3,7 ng/ml) diagnostiziert und daraufhin wurde die Prostata entfernt. 10 Jahre nach der Operation stieg der PSA-Wert erneut an und der Krebs kam zurück.
Eine Strahlenbehandlung stand zur Diskussion. Mein behandelnder Radiologe widmete sich mir und meinem Fall ausgiebig und wies in der anschließenden Aufklärung auf diverse Probleme und Risiken, wie z. B. Darmblutungen und Blasenreizungen, die bei einer Bestrahlung entstehen können, hin. Ich entschied mich auf Grund meiner PSA-Werte, die zwischen 0,02 und 0,26 ng/ml lagen, für die Bestrahlung, weil man mir zu verstehen gab, dass die Bestrahlung die besten Aussichten auf eine Heilung hatte.
Es folgte eine harte Röntgenbestrahlung mit einer im Halbkreis rotierenden Strahlenquelle. Innerhalb von zwei Monaten bekam ich 39 Bestrahlungen, die auch den gewünschten Erfolg brachten und der PSA-Wert sank unter die Nachweisgrenze. Während dieser Behandlungszeit gab es keinerlei unerwünschte Begleiterscheinungen - noch nicht einmal den sogenannten Strahlenkater.
Ca. zwei Monate nach der letzten Bestrahlung wurde mein Stuhl plötzlich cremig. Es wurden daraufhin zwei Stuhluntersuchungen durchgeführt, bei denen festgestellt wurde, dass keine Elastase vorhanden ist. Die Folge waren Fettstühle, übelriechende Blähungen, Gewichtsabnahme. Ich nahm auf das Anraten meines Internisten Verdauungsenzyme (aus der Schweinepankreas) ein und verzichtete auf jeglichen Alkohol.
Für mich stellten sich folgende medizinische und organisatorische Fragen:
Gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen Bestrahlung des Prostatabereichs und der Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse?
Die Antworten der von mir befragten Internisten und Radiologen reichten von „sehr wahrscheinlich“ bis „ausgeschlossen“. Keiner der befragten Ärzte – weder Radiologe noch Internist – konnte mir eindeutig sagen, welche Maßnahmen außer Alkoholverzicht fördernd seien, um die Bauchspeicheldrüse wieder zu regenerieren. Gibt es tatsächlich keine Möglichkeit, die verlorengegangene Funktion der Bauchspeicheldrüse wieder herzustellen? Muss ich ein Leben lang Enzyme einnehmen? Warum werden die wichtigen Verdauungsenzyme nicht mehr hergestellt? Wie können Hersteller von Bestrahlungsgeräten ihre Geräte weiterentwickeln (z. B. noch bessere Fokussierung und Reduzierung der Streustrahlung), wenn sie keine Rückmeldung von den behandelnden Medizinern über Erfolg oder Misserfolg der Bestrahlung und Begleiterscheinungen erhalten? Wäre es dem Fortschritt in der Medizin nicht dienlich, wenn an einer zentralen Stelle alle Meldungen über Begleitumstände – seien es positive, seien es negative – gesammelt würden, um analysiert zu werden, welche möglichen Zusammenhänge, Hypothesen es zwischen Bestrahlung der Prostata und einer eventuellen Schädigung der Bauchspeicheldrüse gibt?
Ich würde mir wünschen, dass man klinische Studien durchführt und diese auch verstärkt dazu einsetzt, um eventuelle Schädigungen zu erkennen und auch unter den Ärzten zu diskutieren, ob es Sinn macht zu bestrahlen. Dies würde sicher darüber hinausgehen, was bei der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft an unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) und Medikationsfehlern gemeldet werden kann.
Dies wäre sicher für viele Betroffene eine wertvolle Hilfe und wäre nach meiner Auffassung eine wichtige Aufgabe unseres Gesundheitswesens.
Jeder behandelnde Arzt sollte ein Interesse daran haben zu erfahren, ob seine Therapie erfolgreich war. Dies kann er meines Erachtens am besten tun, indem er seine Patienten nach gegebener Zeit danach befragt, z. B. durch einen standardisierten Fragebogen oder im persönlichen Gespräch, das er initiiert.
Um Begleiterscheinungen einer Therapie zu melden, wäre eine Anlaufstelle für den Patienten zweckmäßig. Da die Krankenkassen ein Interesse an gesunden Patienten allein schon aus Kostengründen haben, könnten sie diese Funktion übernehmen oder zumindest unterstützen. Ebenso kann ich mir vorstellen, dass die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ihr Meldesystem neben unerwünschten Arzneimittelwirkungen und Fehlmedikationen um Begleiterscheinungen z. B. bei Bestrahlungen erweitert.
Die Hersteller medizinischer Geräte könnten nach der Markteinführung Impulse zur Verbesserung ihrer Geräte bekommen, wenn ihnen die behandelnden Ärzte ihre (Miss-)Erfolge und Begleitumstände unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte des Patienten mitteilten.
Angesichts der doch sehr unterschiedlichen Beurteilung der Fachärzte scheint mir verstärkte Forschung über Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse, über deren mögliche Verursachung durch Bestrahlung und über die Möglichkeiten der Wiederherstellung der Funktion dringend geboten.
Mir als geschädigtem bleibt nur die Hoffnung, dass die Bestrahlungen nicht weitere negative Folgen für mich haben.
T.Z.