Neue Herausforderungen erfordern neue Wege!

Die aktuelle gesundheitliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung stellt nicht nur die Politik, das Gesundheitssystem und unsere Wirtschaft vor große Probleme, sondern auch unsere Selbsthilfeorganisation.

Von heute auf morgen war plötzlich alles anders. Wir wurden quasi von jetzt auf gleich gezwungen, unsere Aufgaben und Ziele neu zu überdenken und alte, längst bewährte Wege zu verlassen und neue einzuschlagen.

Wieder kommen mir die Worte meines längst verstorbenen Vaters: „Not macht erfinderisch“ in den Sinn.

Die Not, dass wir viele unserer Betroffenen und Angehörigen zurzeit nicht in dem Maße erreichen, wie sie es in der Vergangenheit gewohnt waren, ließ uns nach neuen Wegen der Kommunikation suchen.

Wir wussten, wenn bundesweit die Gruppentreffen nicht mehr stattfinden, viel Wissen, Kompetenz, Erfahrung, engere Kontakte, persönlicher Austausch und das Gemeinschaftsgefühl verloren gehen. Ein Wiedereinstieg in das Gewohnte und Bewährte könnte sich wie ein Neuanfang anfühlen. Betroffene, Angehörige und auch ich müssten uns neu sortieren.

So kam es, dass wir erneut den Gedanken, virtuelle Gruppen anzubieten, aufnahmen. Im zweiten Schritt überlegten wir, wie wir die technischen Möglichkeiten, über die TEB e. V. schon seit vielen Jahren verfügt, in dieser schwierigen Zeit besser nutzen können.

Der Zufall kam mir zu Hilfe während einem Gespräch mit Patrick, das wir über Skype führten. Dabei kamen wir auch auf das Thema „Virtuelle Gruppentreffen“ zu sprechen. Er hörte sich mein Für und Wider an und sagte zu mir: „Mensch, Katharina, TEB verfügt doch seit langem schon über die nötigen Techniken, da ist doch das ein Klacks für Euch, diese Gruppentreffen ins Leben zu rufen. Ich schicke Dir im Anschluss einen Link, schaut Euch den an und wenn Ihr Fragen habt, helfe ich Euch gerne weiter.“

Es dauerte keine halbe Stunde und der Link war da. Wie so oft war es ein an einem Sonntag, - sofort schauten mein Mann und ich uns verschiedene Videos an, in denen sehr genau erklärt wurde, wie man Meetings, Sitzungen oder virtuelle Gruppen in Zukunft durchführen kann.

Ganz offen und ehrlich, - für mich waren das böhmische Dörfer, und ich hatte überhaupt keine Vorstellung, wie ich das jemals schaffen sollte. Doch ich habe ja meinen Mann, der mir seit Jahren sowohl fachlich, menschlich, technisch und handwerklich zur Seite steht. Ohne ihn wäre ich oftmals hilflos.

Mit vielen positiven, gleichzeitig auch ängstlichen Gedanken ging ich an diesem Abend ins Bett. Das Schlafen fiel mir schwer. Am nächsten Morgen rief ich gleich bei unserer Computerfirma an, die uns seit Jahren betreut, und fragte den für uns zuständigen Fachmann, ob unsere technischen Geräte ausreichen, um in Zukunft solche Meetings oder Treffen abzuhalten und ob wir das Programm installieren dürfen. Wenig später kam die Antwort: „Ja, Ihr Mann kann das Programm installieren.“

Das Programm wurde auch gleich für einen Monat gekauft und installiert, - jetzt mussten wir es irgendwie ausprobieren.

Ich erinnerte mich daran, dass uns Patrick dabei helfen wollte. Ich rief ihn an, wir vereinbarten einen Termin und probierten ein virtuelles Treffen aus. Es funktionierte und klappte gut!

Da wir aber eine Gruppendynamik testen wollten, lud ich unseren Vorstand und unsere Protokollführerin zu einem virtuellen Gespräch ein. Ich war gespannt, wie das werden soll und ob auch alles klappen wird. Was soll ich sagen, - es funktionierte, und wir konnten uns gegenseitig seit langem „von Angesicht zu Angesicht“ sehen und hören.

Der Vorstand war sofort dafür, dass wir in dieser schwierigen Zeit virtuelle Gruppen anbieten und durchführen und gab mir sofort seine Zustimmung, dieses Programm für ein Jahr zu buchen.

Nach diesem Gespräch war ich erleichtert und unendlich stolz! Mein Mann hat es wieder geschafft, dass TEB e. V. seinen Betroffenen und Angehörigen etwas anbieten kann, das nicht selbstverständlich ist.

Im Vorfeld hatten wir unsere Mitglieder bereits informiert. Wir waren gerade dabei, unser Magazin zu versenden und es lag nahe, dass wir ein Anschreiben an die Mitglieder mit dazu beilegten, auf dem unsere Idee und die neuen Wege beschrieben wurden. Wir baten unsere Mitglieder, wenn sie an der virtuellen Gruppe teilnehmen möchten, uns ihre Email Adresse mitzuteilen.

Ich sah der Aktion mit gemischten Gefühlen entgegen.

Innerhalb weniger Tage hatten wir von unseren Mitgliedern aus den verschiedensten Bundesländern positive Rückmeldungen. Das Interesse war geweckt!

Kurze Zeit später lud ich zu dem ersten virtuellen Gruppentreffen ein, indem ich ein Email mit einem Link versandte an diejenigen, die sich als Interessierte zurückgemeldet hatten.

Nach meinem Email klingelte bei uns das Telefon ununterbrochen. Zu den üblichen Beratungen kamen jetzt auch noch die Fragen: Wie kann ich mich zuschalten? Geht das auch über das Telefon? Darf ich alle meine Fragen stellen?

Geduldig hat mein Mann alle Fragen beantwortet und Probleme behoben. Immer wieder hörte ich, wenn er sagte: „Komm, - wir probieren es einfach mal aus, bevor es richtig los geht.“

Der festgelegt Termin rückte näher, es war kurz vor 16:00 Uhr, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich wünschte mir, dass alles klappt und ich die richtigen Worte finde, um auch dieses Gruppentreffen zu leiten.

Pünktlich eröffnete ich die Runde und konnte am Bildschirm viele bekannte Gesichter aus den verschiedensten Regionalgruppen sehen. Erfreulicherweise waren auch welche dabei, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe, weil sie wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit nicht zu den regionalen Gruppentreffen kommen konnten. Es war eigenartig und doch schön, auch diese wiederzusehen, trotz der großen Distanz, die heute zwischen uns lag.

Die Situation war für mich ungewohnt und neu, denn die Betroffenen waren per Bildschirm oder per Telefon zugeschaltet und doch konnten wir uns auch auf diesem Wege gefühlt umarmen.

Das Ziel war, diese Gruppe so zu moderieren und so zu gestalten, dass jeder auf seine Fragen eine Antwort bekam und auch seine Ideen und Vorstellungen in Bezug auf weitere virtuelle Gruppentreffen einbringen konnte.

Fast zwei Stunden ging das erste Gruppentreffen und das Fazit der Teilnehmer war positiv. Jeder war zufrieden und freute sich, dass wir so den Kontakt zueinander nicht verlieren und wir uns miteinander austauschen konnten.

Bevor ich mich von allen verabschiedete, fragte ich in die Runde, ob wir den neuen Weg weitergehen sollen und wenn ja, wie oft die Treffen stattfinden sollten.

Die Antwort war: mindestens alle vier Wochen. Auch wenn die anderen Gruppen wieder stattfinden, sollte es weiterhin virtuelle Gruppen geben. So haben auch Betroffene und deren Angehörige, die nicht an den regelmäßigen regionalen Gruppentreffen teilnehmen können, die Chance, sich auszutauschen und Informationen und Hilfe zu bekommen. Spezielle Themen wie z. B. Immuntherapie und das Zulassen von Nicht-Mitgliedern könnten eine weitere Option für die Zukunft sein.

Ob das eine Perspektive für TEB e. V. und mich ist, bleibt abzuwarten, denn ich sehe einen höheren Arbeits- und Zeitaufwand.

Bevor wir uns verabschiedeten, wurde vereinbart, dass wir uns in vierzehn Tagen wieder so wie heute treffen.

Mit den Worten: „Danke für Eure Teilnahme und bleibt bitte gesund“, verabschiedete ich mich und schloss die Gruppe.

Lesen Sie im Anschluss an diesen Artikel, wie einige Teilnehmer das Treffen empfanden.

Katharina Stang


Rückmeldungen der Teilnehmer
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Hallo Katharina,
ganz herzlichen Dank für die erste virtuelle Zusammenkunft. Bedanken möchte ich mich auch dafür, dass Du und Dein Mann das alles so schnell auf die Beine gebracht habt. Ich freue mich so sehr, dass wir uns auf diesem Wege austauschen können. Hättet Ihr den Weg nicht so gewählt, wäre möglicherweise Deine jahrelange, mühevolle Arbeit der Gruppentreffen auseinandergebrochen. Ganz, ganz lieben Dank nochmals dafür.
Mit weiteren Videos Treffs kommt auch mehr und mehr Sicherheit in der Moderation, die auch schon beim ersten Mal sehr sicher von Dir geführt wurde.
Danke auch an Deinen Mann, der mir geholfen hat, dass ich überhaupt teilnehmen konnte.

Bleibt gesund! Eure G. H.


Die Telefonkonferenz war gut, ich hatte nicht erwartet, dass es so gut klappt. Mal sehen, ob ein Enkelkind mal helfen kann, so dass ich vielleicht auch etwas sehe, ansonsten muss ich mich wieder per Telefon zuschalten. Bis in zwei Wochen.
Liebe Grüße R.


Telemedizin hat ja in Zeiten von Corona eine zunehmende Tendenz, ich sehe das Ganze unter dem Motto „Digitalisierung in der Selbsthilfe ein neuer Trend“.
Liebe Grüße K.


Besondere Zeiten erfordern besondere Methoden, deshalb fand ich gut, dass wir diese Art des Treffens ausprobiert haben. Ich habe zwar mit diesem Medium und der Technik meine Probleme - manche Teilnehmer konnte ich gut verstehen, andere waren mir zu leise. Auch habe ich nicht immer verstanden, wen Du gerade angesprochen hast, da andere Geräusche in der Leitung waren. Ebenso hat mich irritiert, dass manche im Bild aufgetaucht sind, obwohl sie im Moment nicht sprachen. Aber ich denke, das ist alles Gewohnheitssache. Bin gespannt auf das nächste „Meeting“.
Was fehlt, sind die persönlichen Gespräche mit den Teilnehmern der eigenen Gruppen, bevor es dann richtig los geht. Irgendwann kommt auch das hoffentlich wieder.
Bleibt gesund, Eure B.


Hallo Katharina,
das Zusammenschalten der Video- Meeting-Teilnehmer hat prima funktioniert (Dank an Deinen IT- Mann), ebenso die simple Installation von „Zoom“ auf meinen Laptop. Wie schon im Verlauf der Schalte angedeutet:
Allen Mitgliedern, die vielleicht noch zögern mitzumachen, kann gesagt werden: Die Handhabung ist sehr einfach, und wir haben (trotz Corona) die Möglichkeit, uns auszutauschen.
Liebe Grüße, Euer P.


Toll, dass es die Möglichkeiten gibt, in Zeiten von Corona aktiv bei einem Gruppentreffen von TEB e. V. dabei zu sein, wenn auch in einer anderen Form. Das war ein gutes Meeting und für viele eine neue Erfahrung. Ich kann nur alle TEB- Mitglieder ermutigen, mitzumachen (man braucht nur ein Telefon). Da uns Corona sicherlich noch einige Zeit im Griff hat, ist dieser Austausch besser als gar nichts, auch wenn natürlich nichts über den persönlichen Kontakt geht. Vielen Dank, Katharina und Helmut, für dieses Angebot!
Bleibt gesund B.


Liebe Katharina, herzlichen Dank für Deine Einladung zu der virtuellen Gruppe. Leider konnte ich nur als stummer Zuhörer dabei sein, da ich mit keiner Kamera verbunden war, ich aber alle Mitwirkenden gesehen und gehört habe. Es war unglaublich interessant, so zugeschaltet zu sein und auch so mit den verschiedenen Schicksalen konfrontiert zu werden. Es ist beruhigend zu wissen, dass man auch in so einer schwierigen Zeit, wie wir sie gerade mit dem Corona-Virus erleben, nicht total isoliert ist. Ich bedanke mich bei Dir und Deinem Team für diese tolle Idee und wünsche weiterhin viel Kraft und Mut für die anstehenden Aufgaben. Ich hoffe und wünsche uns allen, dass wir von diesem Virus verschont bleiben.
Eure I. K.


Mit großem Interesse habe ich am ersten Video-Gruppenmeeting von TEB e. V. teilgenommen. Ich halte dies für eine interessante Alternative, wenn man an den Gruppenmeetings nicht teilhaben kann. Dies bezieht sich aus meiner Sicht nicht nur auf die Corona-Krise, sondern auch darauf, wenn man aus gesundheitlichen Gründen oder anderen Immobilitätsgründen nicht zum Gruppenmeeting kommen kann.
Ich finde, Du hast die Moderation sehr gut hinbekommen. Du hast zwar Jahrzehnte Erfahrung in Gruppen- und sonstiger Moderation, aber dies ist doch ein neues Medium mit eigenen Gesetzen. Ich finde, es ist Dir gut gelungen, sowohl auf die Bedürfnisse des Einzelnen einzugehen als auch den allgemeinen Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen.
Ich finde das neue Medium der Videokonferenz für eine Selbsthilfeorganisation eine interessante Idee, die neue Chancen bieten kann und die man auf verschiedenen Gebieten einsetzen könnte.

Hier einige Beispiele:

  1. Kombinieren mit Ärzten und ärztlichen Vorträgen!

  2. Gemeinsame Sprechstunden in Kliniken, der Vorteil ist, der Patient müsste nicht fahren!

  3. Individuelle Beratungen und Betreuung!

Das sind wie gesagt nur Ideen. Dagegen steht, dass das Medium von den Mitgliedern angenommen werden muss, sie die entsprechende Technik-Ausrüstung haben müssten und auch eine gewisse Technik-Affinität da sein muss (für mich war es auch die erste Video-Konferenz). Deswegen muss man wahrscheinlich recht behutsam mit diesem Medium umgehen.
Euer K.


Danke für die vielen Rückmeldungen!

Katharina Stang