Reise nach Dresden RG Hinterbliebene Mittlerer Neckarraum


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Das Motto dieser Reise war: „Raus aus dem Alltag, schwere Zeiten hinter sich lassen und das Leben neu entdecken“. Doch alleine konnten wir die Fahrt-, Hotel und Verpflegungskosten nicht stemmen. Nicht jeder der Teilnehmer verfügt über eine hohe Rente oder Einkommen. Deshalb stellten wir bei der Ludwigsburger Kreiszeitung einen Projektantrag und baten um eine Zuwendung aus der Spendenaktion „Helferherz“. Bei der Verteilung der Spendengelder im Februar 2015 bekamen wir 500,00 EUR. Diese Spende setzten wir wie folgt ein: Miete eines VW Busses 366,00 EUR und Benzin für Hin- und Rückfahrt, 140,00 EUR. Unser Dank geht an die Ludwigsburger Kreiszeitung, Herrn Ulmer, Frau Trampus und vielen Helfern der Aktion Helferherz. Danke sagen wir auch den vielen Spendern, die es ermöglichen, dass mit ihrem Geld Organisationen, Selbsthilfegruppen, Verbände, Stiftungen unterstützt werden können. Nur so konnten wir diese Reise unseren Betroffenen ermöglichen.

Warum ist diese Regionalgruppe gegründet worden?
Die Regionalgruppe „Hinterbliebene“ gibt es bereits seit einigen Jahren, doch so richtig zusammen gefunden hat sie sich erst seit 2012; seit diesem Zeitpunkt hat Frau Liane Bieber die Gruppenleitung übernommen. Alle Gruppenmitglieder haben das gleiche Schicksal. Sie haben erleben und erfahren müssen, was es heißt, einen Partner oder ein Elternteil an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken zu sehen und sie am Ende zu verlieren. Das Leben der Hinterbliebenen muss neu entdeckt, geplant und organisiert werden. Viele Jahre Gemeinsamkeit und Geborgenheit sind plötzlich unwiderruflich weg, der Platz ist leer und trotzdem geht das Leben weiter. Schwere Zeiten müssen durchlebt, verarbeitet und hinter sich gelassen werden. Erst dann kann man wieder positiv in die Zukunft blicken.

Der feste Kern der Gruppenmitglieder liegt zur Zeit bei elf Betroffenen. Wir treffen uns regelmäßig jeden Monat zu verschiedenen Aktivitäten wie z. B. Informaionsaustausch, Theater- und Kinobesuche, Wanderungen, Frühstück, Kaffee, Stadtbesichtigungen, Qigong u.v.m. Das Ziel ist es, für ein paar Stunden dem Alltag entfliehen, Traurigkeit und alles was uns an negativen Einflüssen belastet, zu vergessen.

Warum die Reise nach Dresden?
Wir wollten vier Tage Gemeinschaft und Geborgenheit spüren und erleben und dabei Neues, Sehenswürdigkeiten und Kultur kennenlernen. Aus der Gruppe heraus kam die Idee und der Wunsch, nach Dresden zu fahren. Eine wunderbare Stadt mit ihrem Flair, Sehenswürdigkeiten und Geschichte zu erkunden, das war unser Ziel. Deshalb planten wir diese Reise nach Dresden, vier Tage in der Gemeinschaft, in der jeder auf seine Weise geborgen war.

So fuhren wir am Donnerstag, den 11.06.2015 pünktlich um 7:00 Uhr ab. Klaus hatte sich bereit erklärt, unseren Mietwagen zu fahren. Gut gelaunt ging es los, zügig und fast ohne jegliche Unterbrechung machten wir unsere erste Rast nach der Hälfte der Fahrt. Um 14:30 Uhr kamen wir in Dresden an und bezogen schnellstens unsere Zimmer. Alles war perfekt, die Zimmer waren o.k.

Bereits um 14:00 Uhr waren wir schon auf dem Weg in die Innenstadt. Begeistert und erstaunt schauten wir auf die vielen schönen Bauten wie z. B. die Frauenkirche, den Zwinger, die Semperoper usw. Wir alle waren verzaubert von dem Flair der Stadt.

Um 17:00 Uhr mussten wir im Park des Krankenhauses Dresden–Friedrichstadt sein. Dort wurden wir von Herrn Professor Witzigmann und von Frau Hunger empfangen. Sie zeigten uns die vielen Sehenswürdigkeiten in diesem Krankenhaus, unter anderem auch den wunderschönen Neptunbrunnen. Begeistert von der Führung und erschöpft von den vielen Eindrücken des Tages gingen wir in den Sophienkeller und aßen dort zu Abend. Tolle Stimmung, fröhliche Menschen, lautes Singen und viele nette Gespräche, Lachen und nochmals Lachen waren genauso zu Gast wie wir.

Gegen 22:15 Uhr kamen wir ins Hotel zurück. Es folgte noch eine kurze Lagebesprechung für den nächsten Tag und dann wurde das „Kind“, weil es müde war, ins Bett geschickt.

Der zweite Tag begann genauso lustig wie der erste geendet hatte. Gutes Frühstück, auch wenn die Eier nicht heiß waren, die Stimmung war bestens.

Bei strahlendem Sonnenschein ging es um 10:30 Uhr mit dem Bus nach Dresden. Grünes Gewölbe, Schifffahrt auf der Elbe, Kaffee bei Kreuzkamm und eine große Stadtrundfahrt waren heute angesagt. Hungrig, durstig und ein wenig erschöpft gingen wir so gegen 18:00 Uhr ins Edelweiß essen. Essen, Laune, Gespräche, alles war bestens. Es fehlte uns an nichts.

Um 21:00 Uhr hatten wir unsere Nachtwächterführung. Es wurde das Leben von damals und die Bedeutung des Zwingers von einer ganz anderen Seite dargestellt. Man musste höllisch aufpassen, damit man alles verstand.

Nach einem kleinen Absacker im Freiburger Schankhaus ging es wieder mit dem Bus nach Hause. Doch zuvor wurde der Plan für den nächsten Tag gemacht.

Samstag saßen wir wieder um 8:15 Uhr beim Frühstück. Keiner hatte Mitleid mit unserer Gruppenleiterin, sie durfte nicht ausschlafen.

9:30 Uhr wieder Treffpunkt am Bus. Jetzt ging es zur großen Stadtrundfahrt. Viele Haltestellen wurden angefahren und dabei einiges besichtigt wie z. B. bei VW die  gläserne Produktion PHANTON, Park und Elbschlösser, wo wir von einem großen Gewitter mit Regen überrascht wurden. Doch wir behielten unsere gute Laune und stellten uns unter, bis der Regen nachließ.

Weiter ging es zum Milchhäusle und dem großen Senfladen. Wir kauften, tranken Kaffee und aßen guten Kuchen oder Süßspeisen. Wieder kam der Regen; doch beim Verlassen des Cafés tröpfelte es nur noch leicht. Wir fuhren wieder zu unserem Ausgangspunkt. Bis zum nächsten Treffen hatten wir eineinhalb Stunden Zeit, die wir zum Bummeln in den Geschäften nutzten. Shopping war angesagt!

18:00 Uhr Treffen im Pulverturm. Unser letztes gemeinsames Abendessen. Als ob man diesen Wehrmutstropfen hätte spüren können, kamen zwei Musikanten an unserem Tisch und sangen mit uns richtige Trinklieder.

Rückkehr ins Hotel gegen 22:00 Uhr, Abschluss bis 23:30 Uhr an der Hotelbar.

Am Sonntag Frühstück 8:10 Uhr, Abfahrt nach Hause um 9:30 Uhr. Nach einem gemütlichen Zwischenstopp in einem Biergarten in Würzburg kamen wir um 16:00 Uhr wohlbehalten zu Hause an.

Wir durften drei wunderbare Tage in einer sehr guten, harmonischen Gemeinschaft mit unternehmungslustigen Gruppenmitgliedern verbringen. Man spürte, dass sich jeder wohl- und geborgen fühlte und gut aufgehoben war. Man unternahm viel, redete und lachte zusammen.  Traurigkeit und Einsamkeit wurden einfach beiseitegeschoben, wenn auch nur für ein paar Tage. Wie sagte ein Gruppenmitglied zwei Tage später: „Ich zehre noch lange von dieser Reise. Sie hat mir geholfen, der Einsamkeit und dem Alltagstrott zu entfliehen. Ich werde wieder mehr am Leben teilnehmen und mich nicht weiter isolieren.“ Ich bin davon überzeugt, dass alleine diese Aussage zeigt, wie wichtig und wertvoll ein solches Projekt ist und dass wir auch in Zukunft versuchen sollten, Gelder zu akquirieren.

Danke an alle, die dazu beigetragen haben, dass diese Reise ein Erlebnis war.


Katharina Stang