Übergabe Gruppenleitung Neckar-Alb
Die eine geht, die andere kommt!
Am 20. Januar 2014 wurde die Regionalgruppe Neckar-Alb unter dem Dach von TEB e.V. gegründet. Frau Ursula Krug übernahm gleich zu Beginn die Gruppenleitung. Seit diesem Tag führte und leitete sie neben zwei weiteren Regionalgruppen mit einem unermüdlichen Einsatz diese Gruppe. Mit viel Kraft, Freude, Zuverlässigkeit und ihrer persönlichen Erfahrung ist es ihr gelungen, dass diese Regionalgruppe wuchs und wuchs.
Betroffene und Angehörige trafen sich monatlich und führten dadurch einen regen Erfahrungsaustausch untereinander durch. Gemeinsam diskutierten sie über die verschiedensten Themen wie z. B. Gewichts- und Verdauungsprobleme, Ernährung, Enzyme, Operationen, Chemotherapien, Nebenwirkungen, Schmerzen.
Frau Krug verstand es, mit den Betroffenen und Angehörigen eine enge Vertrautheit aufzubauen, ihnen das Gefühl des Verstehens zu geben. Sie hörte zu und suchte gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungen, wie sie mit ihrer Erkrankung besser umgehen können. Sie selber brachte viele eigene Erfahrungen im Umgang mit Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse mit und konnte von ihrem eigenen Empfinden, ihren Ängsten, Sorgen und Nöten berichten. Sie konnte aber auch über die Hilfe, die sie bei TEB e. V. erfahren hatte, berichten. Dieser Mix aus Erkrankung und Hilfe und Erfahrung machte sie einzigartig.
Immer wieder versuchte sie, die Gruppe auf dem neuesten Stand zu halten und lud sich dazu hervorragende Experten ein. Aus vielen Gesprächen mit Herrn Professor Königsrainer weiß ich, dass er gerne zu Frau Krug in die Gruppe kam. Frau Krug war nichts zu viel, selbst den weiten Anfahrtsweg nahm sie in Kauf, um für die Gruppe da zu sein.
Wenn ich es auf Grund meiner wenigen Zeit schaffte, die Gruppe zu besuchen, spürte ich immer, dass Frau Krug sehr beliebt, geachtet und geschätzt wurde. Immer wieder versicherten mir Betroffene und Angehörige, mit denen ich oftmals am Telefon sprach, weil sie meine persönliche Einschätzung wollten, dass Frau Krug eine wichtige und sinnvolle Arbeit macht und dass sie schon vielen geholfen hat.
Ja, das bestätigte auch die Gruppe beim Abschied: "Sie haben uns sehr geholfen!" Gibt es ein besseres Kompliment?
Warum gibt Frau Krug die Gruppe auf?
Leider kam, was seit langem vermutet wurde. Frau Krug musste sich einer erneuten Operation stellen, die auch gravierende Veränderungen in ihrem bisherigen Leben brachte. Sie spürte, dass ihre Kraft nachlässt und sie mit der vorhandenen Kraft haushalten muss. Sehr oft sprachen wir darüber, wie es denn weitergehen soll und ich sagte immer: „Du musst sagen, wenn es nicht mehr geht, nur Du bist wichtig.“ Dann kam eines Tages der Anruf: „Katharina, ich kann nicht mehr, es kam durch die neue Operation doch einiges dazu.“ Obwohl ich wusste, dass das eines Tages kommt, war ich erst sprachlos. Sie spürte, was ich in dem Moment auch dachte: Oh je, wie geht es mit der Gruppe weiter? Leider finden sich Gruppenleiter nur sehr schwer. „Katharina, Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen, die Regionalgruppe geht weiter. Ich habe eine Nachfolgerin gefunden und sie wird von der Gruppe bereits akzeptiert.“ Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich war. Mir wäre es nicht möglich gewesen, diese Gruppe zusätzlich zu leiten.
Am 19. Januar 2018 war es dann soweit.
Es war der ausdrückliche Wunsch von Frau Krug, dass ich bei ihrem letzten Gruppentreffen dabei sein sollte. Sofort nahm ich die Einladung an, denn das ist für mich Ehrensache. Als ich in den Gruppenräumen eintraf, war Frau Krug bei den Vorbereitungen für das heutige Treffen. Herzlich begrüßten wir uns. Dann wollte ich wissen, wie das heutig Treffen ablaufen sollte. Wir verständigten uns darauf, dass ich erst einmal ein ganz normales Treffen abhalten soll. „Weißt Du, Katharina, die Gruppe freut sich auf Dich, ich bin da nicht so wichtig.“ Da war sie wieder unsere Ursula, alles andere ist wichtig, nur sie nicht!
Nach einer kurzen Begrüßung durch Frau Krug übergab sie an mich. Ich spürte die Freude über mein heutiges Kommen, aber auch den Wunsch, die Gruppe öfters zu besuchen. Leider ist meine Zeit sehr, sehr begrenzt und macht mir so manch wichtiges unmöglich. Das Verständnis war groß und einer meinte: „Wir sind froh, dass wir Sie haben.“ Es war ein schöner, interessanter Nachmittag und so manches neue konnte ich den Gruppenteilnehmern heute vermitteln.
Dann schritten wir zur Verabschiedung von Frau Krug.
Zuerst sprach ich ihr den Dank des Vorstands und allen Betroffenen und Angehörigen von TEB e. V. aus und überreichte ihr den goldenen Bergsteiger.
Im Anschluss sprach ich ihr meinen persönlichen Dank aus. Seit vielen Jahren arbeiten wir eng zusammen. Wir hatten während der Zeit sehr viele Begegnungen, Gespräche und oftmals half sie in aussichtslosen Situationen. Unsere jahrelange Zusammenarbeit war geprägt von Vertrauen, Achtung, Wertschätzung. „Wenn es mir auch schwerfällt, Dich in der Regionalgruppe Neckar-Alb loszulassen, ist mir Deine Gesundheit wichtiger als alles andere. Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute und weiterhin eine stabile Gesundheit.“ Ich setzte noch dazu, und das kam aus meinem Herzen: "Gott sei Dank verliere ich dich nur als Gruppenleiterin der Regionalgruppe Neckar-Alb." Ich spürte, dass mir diese Verabschiedung nicht leicht fiel. Ja, ich musste mit meinen Gefühlen kämpfen. Doch bevor diese die Oberhand bekamen, überreichte ich ihr einen Umschlag statt Blumen. Da es sehr eisig war und der Nachhauseweg von Frau Krug weit ist, entschloss ich mich zu dieser Lösung.
Dann richtete Frau Straßburger ein paar Worte an sie. Dabei sprach sie ihren persönlichen Dank aus. Wir alle hörten die Worte „Sie haben mir damals geholfen, ich wäre heute nicht da, wo ich heute bin. Danke.“
Dann bedankte sich Frau Krug bei allen. Sie war sichtlich gerührt, denn jetzt war es ernst, sie gab ihre Gruppe ab. Doch sie versprach, die Gruppe, wenn es ihre Zeit erlaubt sie zu besuchen. Es folgte ein kräftiger Applaus.
Frau Straßburger übernimmt die Regionalgruppe!
Ihre erste Amtshandlung war, dass sie sich im Namen der Gruppe bei Frau Krug bedankte und ihr ein kleines Geschenk überreichte. Sie fing mit den Worten: „Aus Dankbarkeit gebe ich, wenn auch früher als erwartet, den Dank an Frau Krug zurück und übernehme die Gruppe. Ich wäre heute nicht da, mir ginge es vielleicht schlechter und vielleicht hätte ich es auch nicht überlebt. Du hast mir geholfen, dafür meinen herzlichsten Dank!“
Sichtlich gerührt übernahm jetzt Frau Krug das Wort: „Danke, es war eine schöne Zeit mit und bei Euch. Es hat mir viel Spaß gemacht, aber jetzt geht es einfach nicht mehr. Ich bedanke mich bei Euch allen für das mir entgegengebrachte Vertrauen, die Wertschätzung und die gute Zusammenarbeit und Harmonie in der Gruppe.“ Wir alle spürten, dass ihr die Worte sehr weh taten und bevor wir alle in Tränen ausbrachen, gab es einen alkoholfreien Sekt und jeder der Teilnehmer suchte das persönliche Gespräch, um seinen Dank auszusprechen. „Viel Glück und Erfolg wünsche ich der Gruppenleiterin und auch Euch!“
Nun war ich an der Reihe. Ich übermittelte die Grüße und den Dank des Vorstandes und wünschte Frau Straßburger alles Gute, Glück, Erfolg und immer eine gute Entscheidung. Weiterhin wünschte ich mir wie in der Vergangenheit eine gute Zusammenarbeit und dass sie gut auf sich achtet.
Dann übergab ich die Regionalgruppe in die Hände von Frau Gudrun Straßburger, unserer neue Gruppenleiterin der Regionalgruppe Neckar- Alb.
Sie übernimmt ab sofort die Gruppenleitung! Wir sagen ganz herzlich danke. Alle Teilnehmer schlossen sich meinen Worten an und wünschten Frau Straßburger ganz viel Glück, Erfolg und immer eine gute Hand im Umgang mit Betroffenen und deren Angehörigen. Sofort sagte eine Betroffene „Ach, es ist schade, dass Frau Krug geht, aber Frau Straßburger ist auch ein ganz liebe. Wir mögen sie!“
Ich spürte, dass Frau Straßburger in der Gruppe angekommen ist, sie wurde aufgenommen und respektiert. Sie bekam die Dankbarkeit und Anerkennung der Anwesenden voll zu spüren. Mir war es besonders wichtig, sie darauf hinzuweisen, dass wir uns über ihren ehrenamtlichen Einsatz sehr freuen und dass sie bitte darauf achtet, dass es ihr dabei gut geht und sie vor allem nichts aus eigener Tasche drauflegen sollte.
Katharina Stang