Vortragsveranstaltung "Verdauungsenzyme", Fachreferent: Herr Hitzel

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Regionalgruppe Hohenlohe/Schwäbisch Hall
Bericht über die Vortragsveranstaltung
Herr Hitzel, Fachreferent, zum Thema : Verdauungsenzyme am 11. Mai 2010 in Schwäbisch Hall

Der Gruppenleiter, Herr Horcher, konnte zahlreiche interessierte Teilnehmer und den Referenten, Herrn Hitzel, herzlich begrüßen und die Versammlung pünktlich eröffnen. Nach kurzen einführenden Erläuterungen gab Herr Horcher an den Referenten zum Vortrag weiter.
Herr Hitzel stellte zunächst sich und seine Tätigkeit im Gesundheitsmanagement kurz vor. Danach erläuterte er den Begriff der Verdauung und die Notwendigkeit von Verdauungsenzymen in diesem Prozeß. Zur anschaulichen Darstellung bediente er sich verschiedener Schnüre, auf denen bunte Steinchen aufgereiht waren. Diese Ketten sollten die Nahrungsbestandteile (Fette, Eiweiße, Kohlenhydrate) darstellen. Die Aufgabe der Enzyme besteht nun darin, diese Ketten wie eine Schere zu durchschneiden, damit die Nahrungsbestandteile vom Dünndarm aufgenommen werden können. Aus dieser Darstellung ergab sich zugleich die logische Schlußfolgerung, daß Verdauungsenzyme immer während der Mahlzeiten eingenommen werden müssen, also niemals vor oder nach den Mahlzeiten, damit eine optimale Durchmischung mit dem Nahrungsbrei stattfindet. Wenn diese Enzyme fehlen oder sich nicht richtig mit dem Nahrungsbrei durchmischen können, bleibt die aufgenommene Nahrung teilweise oder vollständig unverdaut, so dass es zu den bekannten Symptomen wie Fettstuhl, Durchfällen und Blähungen kommt.
Anschließend erläuterte der Referent den Aufbau der Bauchspeicheldrüse und ihre exokrine und endokrine Funktion.
Detailliert erklärte Herr Hitzel die Vielzahl von Ursachen, die zu einer Pankreasinsuffizienz führen können, wozu auch Diabetes zählt. Bei der Pankreatitis trat der Referent dem Vorurteil entgegen, dass diese hauptsächlich durch Alkoholmißbrauch verursacht werde. Alkohol stelle maximal 1/3 der Ursachen einer Pankreatitis dar.
Die Bedeutung des Bikarbonats als Säurepuffer und die daraus folgende Notwendigkeit des Einsatzes von Protonenpumpenhemmern wurde erklärt.
Als Testverfahren zur Diagnose einer Pankreasinsuffizienz ist der Elastase-Stuhltest allgemein üblich, obwohl er wenig spezifisch ist. Jedoch finden die spezifischeren Testverfahren wegen des damit verbundenen hohen Aufwands und der höheren Kosten nur selten Anwendung. Der Referent empfahl deshalb auch zur Absicherung die Probetherapie (mind. 100.000 Lipaseeinheiten tgl.) bei Vorliegen von mindestens zwei Symptomen.
Zur Frage, ob man Verdauungsenzyme auch bei Obst einnehmen soll, verwies der Referent auf den wissenschaftlichen Streit in dieser Frage. An der Uni München werde jedoch dieser Ansatz bejaht und durchgeführt, womit man dort gute Ergebnisse erreicht habe. Generell solle man die tägliche Nahrungsaufnahme auf 5 – 6 Mahlzeiten verteilen.
Zur Dosierung der Verdauungsenzyme erläuterte der Referent den Richtwert von 2.000 – 3.000 Lipaseeinheiten pro gramm Fett Nahrung. Die individuelle Dosierung muß sich jedoch nach Symptomatik und Ansprechen richten und kann deshalb auch erheblich höher sein. Der Referent empfahl eine mutige Dosierung, die auf die Beseitigung der Symptome ausgerichtet sein sollte. Da die Maximaldosis bei etwa 20.000 Lipaseeinheiten pro kg Körpergewicht liegt, besteht die Gefahr einer Überdosierung praktisch nicht.
Bezüglich der Anwendungsform empfahl Herr Hitzel, generell und zuerst die Kapseln zu nehmen. Das Granulat ist nur in wenigen Fällen ( z.B. Dumping-Syndrom ) erforderlich. Statt einer Einnahme des vorgefertigten Granulats kann man auch die Kapseln öffnen..
Anschließend ging der Referent auf den Herstellungsvorgang und die Bedeutung der Kapselumhüllung ein. Die aus Hartgelatine bestehende Kapsel dient lediglich dem mechanischen Zusammenhalt der Pellets. Der erforderliche Säureschutz befindet sich dagegen direkt auf den Pellets. Die Teilchengröße der Pellets ist durchaus relevant wegen der Enge des Magenpförtners.
Die Einnahme der Enzyme erfolgt während der Mahlzeiten, d.h. nach den ersten Bissen, damit eine Durchmischung mit den Nahrungsbrei erreicht wird. Zu den Mahlzeiten sollte wenig Flüssigkeit genommen werden.
Nunmehr ging der Referent auf die häufigen Fehler ( zu niedrige Dosierung, falscher Zeitpunkt usw. ) und das Vorgehen bei Nichtgreifen der Therapie ein : Dosis erhöhen, Präparat wechseln, Ernährung überprüfen, Zeitpunkt der Einnahme prüfen, Säurepuffer verwenden (z. B. Protonenpumpen-hemmer). Sollten diese Maßnahmen nicht greifen, sind zusätzliche Untersuchungen erforderlich.
Dem Referat, das mit großem Interesse aufgenommen wurde, schlossen sich noch eine Vielzahl von Fragen aus dem Teilnehmerkreis an. Durch die Beantwortung dieser Fragen konnten viele Unsicherheiten und Ungewißheiten geklärt werden. Als Herr Horcher schließlich dem Referenten für das vorzügliche Referat und die Beantwortung der vielen Fragen dankte, und dann die Versammlung schloß, waren alle Anwesenden der festen Überzeugung, von diesem Nachmittag in besonderer Art und Weise profitiert zu haben.

Joachim Horcher