Vortragsveranstaltung von Dr. Thomas Geer " Chemotherapien beim Pankreaskarzinom"

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Bericht über die Vortragsveranstaltung
Dr. Thomas Geer : Chemotherapien beim Pankreaskarzinom am Dienstag, den 21.09.2010, im DiakonieKlinikum Schwäbisch Hall

Das Thema Chemotherapie ist in der Onkologie ziemlich schwierig, da es auf Seiten der Betroffenen oft mit Bedenken, Vorurteilen und auch vielen Ängsten behaftet ist. Medienberichte haben zu diesem schlechten Bild ganz erheblich beigetragen. Es war deshalb durchaus sinnvoll und angebracht, die Grundlagen einer Chemotherapie in einem Vortrag zu erläutern.

Nachdem der Gruppenleiter, Herr Horcher, den Referenten, Herrn Chefarzt Dr. Thomas Geer sehr herzlich begrüßt und für sein Kommen und seine Bereitschaft gedankt hatte, gab er an den Referenten zum Vortrag weiter.

Dr. Geer erklärte zunächst die Wirkung einer Chemotherapie, die auf Zerstörung von Tumorzellen gerichtet ist. Dazu wurden Modell und Ablauf einer normalen Zellteilung im einzelnen vorgestellt. In diese Zellteilung greift nun die Chemotherapie ein, verhindert oder blockiert diese, und führt damit letztlich zum Tod der Zelle. Ziel einer Chemotherapie sind natürlich die sich schnell teilenden Tumorzellen. Da eine Chemotherapie als eine systemische Therapie aber auf den gesamten Körper wirkt, werden auch gesunde, sich häufig teilende Zellen betroffen. Daraus erklären sich dann die Nebenwirkungen einer Chemotherapie, die nichts anderes sind als die Auswirkung der Therapie auf gesunde Zellen. Gesunde, sich häufig teilende Zellen sind z.B. Blutzellen, Haare und Schleimhäute.

Nach der jeweiligen Einwirkung auf die Zellteilung unterscheidet man bestimmte Gruppen von Zytostatika (Wirkstoffe der Chemotherapie): Alkylantien (durchbrechen DNA), Antimetabolite (Einbau falscher Bauteile in DNA), Spindelgifte, Topoisomerasehemmer usw. Vorgestellt wurden dabei die wichtigsten Substanzen dieser Gruppen.

Die Nebenwirkungen können sich beziehen auf Blutzellen, Haare und Schleimhäute, z.B. Reduzierung von Leukozyten (Neutrophile) und Thrombozyten, Aphthen, Ulzerationen, Durchfälle usw. Prophylaktisch sollte man deshalb eine weiche Zahnbürste benutzen, scharfe und saure Speisen meiden, den Mund häufig spülen sowie vorbeugen gegen bakterielle und Pilzinfektionen.

Auf die Bedeutung regelmäßiger Kontrolluntersuchungen wurde detailliert hingewiesen.

Bei gewissen Chemotherapien ist eine begleitende und schützende Therapie dringend erforderlich: so muß bei Platinpräparaten auf ausreichende Nierendurchspülung geachtet werden (Hydrieren), bei z. B. Ifosfamid auf Blasenschutz und bei bestimmten anderen Zytostatika wie Methotrexat neben ausreichender Hydrierung auf Alkalisierung des Harns.

Danach ging der Referent auf die Ziele einer Chemotherapie, die Krebsstatistik und Fragen der Krebsentstehung ein. Eine Chemotherapie kann kurativ (heilend) oder auch palliativ (lebensverlängernd und lindernd), wenn das Ziel einer Heilung nicht mehr erreicht werden kann, vorgenommen werden. Sie kann adjuvant erfolgen (nach einer OP) oder auch neoadjuvant (vor OP mit Ziel der Tumorverkleinerung). Anschließend wurden Fragen der Krebsentstehung, der genetischen Disposition und die Bedeutung von Risikofaktoren als Auslöser behandelt.

Danach schilderte Dr. Geer die Therapieentwicklung bei der Chemotherapie, hier insbesondere 5-FU und Gemcitabine. Das angepeilte Ziel ist bei der Anwendung von Schemata relevant. Verfolgt die Chemotherapie die Verkleinerung eines Tumors zur Herbeiführung der Operabilität, wird man regelmäßig eine aggressivere Kombination einsetzen, während man adjuvant (nach OP) die Monosubstanzen bevorzugt. Bei Therapieversagen stehen mehrere Schemata zur Verfügung. Voraussetzung einer Chemotherapie ist aber immer ein sicherer histologischer Befund. Abschließend erläuterte der Referent noch verschiedene Weiterentwicklungen wie Tyrosinkinasehemmer, deren Bedeutung, Wirksamkeit und Einsatz.

Der Vortrag wurde mit langem Beifall bedacht. Dem Referenten war es hervorragend gelungen, den schwierigen Spagat zwischen Wissenschaftlichkeit und laienverständlicher Darstellung zu schaffen. Eine Vielzahl von Fragen aus dem Teilnehmerkreis schloß sich nun an, wobei Fragen zu einzelnen Substanzen, den verschiedenen Kombinationen und den speziellen Nebenwirkungen im Vordergrund standen. Dr. Geer konnte alle Fragen recht detailliert und zufriedenstellend beantworten. Aus den vielen Fragen wurde allerdings auch wieder der Sinn und die Wichtigkeit eines solchen Vortrags deutlich, denn leider ist das Thema mit viel Unwissenheit und Vorurteilen behaftet, wobei leider auch viele Hausärzte nicht auszunehmen sind. Betroffene sollten sich deshalb frühzeitig an einen versierten Onkologen wenden, der über entsprechende Erfahrung und Kenntnis verfügt.

Als der Gruppenleiter, Herr Horcher, Dr. Geer für seinen ausgezeichneten Vortrag und die Beantwortung vieler Fragen dankte und gleichzeitig die Veranstaltung schloß, waren alle Teilnehmer der Veranstaltung der festen Überzeugung, hier viel erfahren und dazugelernt zu haben.

Joachim Horcher